Police Militaire und Bürgermeisterbegrüßung

Nochmal zurück zu Domblans von vorletzter Nacht: der Platz wurde hoch gelobt bei park4night. Gut, ’nem geschenkten Gaul…zudem gab es gratis Trinkwasser (plus Fäkalienentsorgung für die Wohnklos). Und wenn man den Blick in die richtige Richtung wendete, sah man ein burgähnlich auf einem Berg liegendes Dorf. Hübsch. Im Rücken – und direkt nebenan statt in weiter Ferne – lagen halb verfallene Gewerbehallen. Gleich daneben eine Fabrik unbekannter Güter, in der alle zwei Minuten das Geräusch einer anlaufenden Tischkreissäge ertönte. Nicht sehr laut, dafür die ganze Nacht.
Bevor ich mir jedoch den Ruf eines notorischen Nölpferds einhole: ich schreibe das nur, weil es auch Plätze gibt, die wirklich uneingeschränkt schön sind – und trotzdem nichts kosten. Oder nur minimal, wenn man Strom oder Wasser in Anspruch nimmt. Wie der heutige Nachtplatz hier in Laqueuille zum Beispiel. Oder der von letzter Nacht, in Les Noës: Zwar direkt an der Dorfstraße gelegen, aber mit einer dichten Koniferenhecke abgeschirmt, und nach 19 Uhr war hier quasi kein Verkehr mehr. Dafür gab es Toiletten und eine Spüle, und natürlich Wasser. Chapeau! So gegen halb acht morgens ging’s dann los: der Schulbus kam, eine Fahrgemeinschaft traf sich, und alle, die früh „unten in der Stadt“ arbeiten mussten, machten sich auf den Weg. Nach dem Morgenkaffee tat ich es ihnen gleich, allerdings nur bis zum Informationszentrum des Doppelstaudamms unweit des Dorfes. Hier war vor allem die 1891 fertiggestellte Mauer des Barrage du Chartrain interessant, wo man direkt unten am Damm langlaufen durfte (nach meinem Gefühl ist so was bei uns meist verboten…nicht?). Ist schon ein wenig ein mulmiges Gefühlt. Da hilft auch das Wissen nicht, dass der Stausee wegen der Trockenheit halb leer ist. Totaler Wassermangel auch hier.

Barrage

Unterwegs gen Westen und zur Dordogne fiel mit die Burg Chateau de Murol auf, hoch auf einem Berg thronend. 9,60 € Eintritt schienen mir etwas happig, im Nachhinein hat sich die Ausgabe aber gelohnt. Mit der Eintrittskarte gab es ein deutsches Faltblatt, dass die Stationen des ausgeschilderten Rundgangs beschrieb. Die verschiedenen Räumlichkeiten waren komplett ausgestattet mit dem, was man im 15. Jahrhundert eben in Küche, Salon, Esszimmer und Schlafgemach so hatte. Sehr schön und anschaulich gemacht. Und der Rundgang brachte den Besucher an jede Stelle, die man betreten durfte. Nichts verpasst!

Chateau de Murol

Chateau Gemach

Chateau Küche
Als nächstes galt es, einen veritablen Pass zu erklimmen. Stolze 1401 Meter wollten bezwungen werden. Für den Goldener – Oktober – Bulli war der Col de la Croix Morand natürlich kein Problem. Weil wir beide gerade so schön in der Stimmung waren, sind wir noch zur Talstation des Skigebiets am Puy de Sancy gefahren – da war aber noch nichts los.

Col de la croix Morand
Für die Nacht war Ziel, einen Platz zu finden, der Strom bietet, ohne dass man für über 20 € auf einen Campingplatz muss. Und so stehe ich nun hier in Laqueuille. Ohne Industrie und Gewerbe und Dreck, mit Aussicht, Strom für 4 €. Allerdings gibt es nur eine Steckdose, direkt an der Ver- und Entsorgungssäule. Als ich etwas ratlos um mich blicke, kommt eine Frau daher und stellt sich als die Bürgermeistergattin vor. Ich schildere mein Problem, und sie verspricht, sogleich mit dem Bürgermeister darüber zu sprechen. Und siehe da: schon nach fünf Minuten stellt sich der Ortschef persönlich vor und bestätigt, dass ich über Nacht auf der Entsorgungsstation stehen kann. Wer will schon nachts Schmutzwasser ablassen? So kann ich schön die Zweitbatterie und den Läppi nachladen. Alles neu hier, alles sauber. Top.

Laqueuille

Frühstück unterwegs

Am Tag acht entscheide ich mich für den Schlenker durch die Gorges d’Avèze. Ganz ehrlich: kann man sich schenken. Keine Ahnung, wer bei Michelin über grüne Linien für sehenswerte Strecken entscheidet und nach welchen Kriterien: Hier ging’s einfach nur kurvig durch den Wald runter und auf der anderen Seite genau so wieder hoch. Gähn. Interessanter war dann schon die Route des Ajustants weiter flussabwärts, an der Barrage de l’Aigle und schließlich an der Barrage du Chastang (Barrage = Staudamm). Der von park4night empfohlene Nachtplatz lag direkt unterhalb einer Kletterstrecke. Die musste ich natürlich auch gleich antesten, aber wenig überraschend (ich bin so gar nicht schwindelfrei) war schon nach fünf Metern Schluss…

Später am Abend kam ein junges Pärchen mit einem alten Transit mit Camperaufbau dazu, deren erste Frage war, ob ich bei der Police Militaire sei oder war (Kennzeichen PM). Nachdem das geklärt war, haben wir uns über Gott und die Welt unterhalten (soweit mein Französisch das hergab, denn die beiden sprachen keinerlei Fremdsprachen), und sie gaben mir einen Tipp, wo ich crushed ice bekommen könnte. Mein letztes Kühl-Eis stammte noch von einem Intermarché mit Frischfisch-Abteilung und hatte sich inzwischen vollkommen in Wasser aufgelöst. Eigentlich braucht meine „Kühlbox“ alle zwei Tage frisches Eis.

Dann ging es weiter flussabwärts an der Dordogne entlang. Inzwischen war ein stattliches Gewässer aus ihr geworden, auf der viel Kanu gefahren wird. Am Ufer links und rechts finden sich zahlreiche Chateaus. Sehenswert laut Michelin wären außerdem die Gärten von Marqueyssac, immerhin mit drei Sternen ausgezeichnet. Aber 9,40 € für ne hübsche Parklandschaft war mir dann doch zu happig. What a surprise: Mehr als die Hälfte der Besucher kam offensichtlich aus England…

Danach habe ich noch einen Abstecher zu den Gouffres de Padirac gemacht, ein gigantisches Höhlensystem, das ich in meiner Jugend schon mal besucht hatte, hier hat mich allerdings die Warteschlange abgeschreckt und ja, irgendwann hat man auch genug Höhlen gesehen.

Zum Abschluss gab es noch etwas Strecke mit geilen Felsüberhängen und ein gigantisches Eisenbahnviadukt. Damit habe ich mich von der Dordogne verabschiedet, jetzt wechsle ich rüber zu Le Lot.

bei Gluges2

bei Souillac
Nachtplatz ist auf halber Strecke zwischen beiden Flüssen, in wiederum unfassbarer Einsamkeit und Stille…

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