Herzlichen Glückwunsch, altes Haus!

Alles Gute zum Geburtstag, mein Lieber. Heute bist du seit 50 Jahren zugelassen!

Irgendwann im Herbst 1969 liefst du in Hannover vom Band, im klassischen Perlweiß, und wandertest nach Wiedenbrück, um von Westfalia deine SO 67B – Ausstattung zu erhalten. Später wurde dir ein Hochschrank vom T2b implantiert, sodass der geneigte Urlauber jetzt auch „in-House“ kochen konnte. Mehr Stauraum – nicht nur für die jetzt notwendige Gasflasche – gab’s gratis dazu.

Dein weiteres Leben dieser Tage im Amsterdamer Land liegt bis heut im Verborgenen, einzig ist bekannt, dass du vor unserem Kennenlernen als echter Holländer in „oranje“ lackiert wurdest, später in einer Farbe, die dem Dakotabeige ähnelt und im Dienste eines Photostudios warst…wo du bestimmt viel gesehen hast *zwinker*.

Mein Schrauberkumpel  Daniel Querido, mit dem ich mir damals eine Garage in Amsterdam-Nord teilte, hat dich dort ganz in der Nähe in einer Werkstatt entdeckt. Du solltest für den Verkauft schick hergerichtet werden (das war wohlgemerkt lange vor dem Bulli-Hype), warst aber auch „to go“ zu haben, und so sind wir am 17. August 1995 zusammengekommen. 2500 Gulden musste ich damals für dich hinblättern, ich hatte gerade meinen ersten bezahlten Job, und du warst mein bis dato teuerstes Auto (aber das habe ich nie bereut, mein Lieber  😉 )

Aber du warst auch zweites Kind im Hause – und hattest also erst mal deine Ruhe. Der Schiphol-Bulli, der schon seit 1988 bei mir war, musste als Alltagsfahrzeug herhalten. Du durftest dich derweil in einer Halle ausruhen. Das änderte sich 1998, als ich nach Berlin umgezogen bin. Erst wurdest du als Umzugshelfer herangezogen, und als dann beim Schiphol der Motor hochging, auch noch als Alltagsfahrzeug.

Erst 2003 wurdest du vom Golf II GTi 16v abgelöst, und 2005 startete die immer noch andauernde Serie der Goldenen – Oktober – Touren, für dich und für mich bis heute jedes Jahr ein Highlight, das du jedes Jahr mit Bravour gemeistert hast. Alleine dafür jetzt schon mal ein: Hurra!

Im Jahr 2010 –das kann ich nicht unter den Tisch kehren- hast du unsere Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Extreme Inkontinenz trotz mehrfachen Wechsels des Kurbelwellensimmerrings! Der „Godfather der T2“ Torsten Knieriem hat herausgefunden, womit du mich an der Nase herumgeführt hast: ein Haarriss am Motorgehäuse! Nicht schön, aber lästig. War damit aber geklärt, du hast einen anderen Motor bekommen und wir haben uns wieder vertragen. 14 Alpentouren und einen zweimonatigen 11.000 – Kilometer – Roadtrip nach Portugal hast du mich herumgefahren und ich habe mit dir noch ganz viele tolle Sachen vor (wird noch nicht verraten 😀 ).

Zum Geburtstag verspreche ich dir, dass ich mich endlich um deine Haut kümmere, du bekommst auch noch ein kleines Leckerli, obwohl eigentlich: wahre Freundschaft bedarf keiner Geschenke, nicht wahr? In diesem Sinne: auf die nächsten 50!

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Jetzt geht’s noch mal richtig steil!

Die Nacht am Monte Paularo war sternenklar und damit recht schattig. Kein Wunder: wir befanden uns auf 1949 Meter. Minus zwei Grad hat Rainer gemessen, ich hatte außen UND innen Eis am Bulli.

Eis

Aber der klare Himmel hatte auch was Gutes: einen traumhaften Sonnenaufgang. Ein paar Hardcore-Frühaufsteher-Fotografen sind rechtzeitig auf den Monte gestiegen, um das Naturschauspiel aus erhabener Position zu erleben – ich habe mich mit Fotos vom Platz aus begnügt.

Sonnenaufgang

Sodann schurbelten wir uns die gemütliche Schotterstraße und das steile Asphaltstück wieder hinunter.


Tja und dann stand schon der Grenzübertritt nach Österreich auf dem Plan. Dafür hatte Torsten ein ganz besonderes Schmankerl vorbereitet: den frisch eröffneten Passo Polentin. Doch vorher haben uns erst ein paar Forstarbeiter ausgebremst. In stoischer Ruhe haben sie das kleine Sträßchen mit ihren Maschinen blockiert, und erst, als der Baumstamm hochgezogen, in passende Stücke gesägt und auf den Polter gestapelt war, ging es weiter. Dann aber richtig! Es folgten extreme Steigungen, die steilsten Stücke waren mit verfugten Felssteinen gepflastert. Eigentlich müsste man hier mit ordentlich Schwung hoch, jedoch waren die Abschnitte von tiefen Entwässerungsrinnen durchzogen, die sehr umsichtig durchfahren werden wollten. An Anhalten war natürlich gar nicht zu denken, wer weiß, ob man danach noch wieder los kommt (vor allem, wenn die Kupplung nicht mehr ganz topfit ist, wie bei mir 😉 ). Dann waren die Kehren so steil, dass eigentlich bei jedem das Antriebsrad durchdrehte. Hier hieß es: Abstand halten – nicht, dass noch ein Stein vom Vordermann durch die Frontscheibe fliegt.

Österreich

Irgendwann war aber auch dieses Stück gemeistert, und danach ging es in entspannter Fahrt zum Nachtplatz am Hintersee. Aufgrund des schlechten Wetters (Nebel & Regen) haben wir auf die 36 € teure Großglocknerstraße verzichtet (die meisten aus dem Team Dakota waren sie eh schon mehrfach gefahren) und haben uns für den parallel verlaufenden Felbertauerntunnel (11 €) entschieden. Auch der Abend war leider verregnet, und so ging es früh in die Koje.

Schnee überm Felbertauerntunnel

Am eigentlich schon letzten Tag fuhren wir über die alte Gerlosstraße

Käfer im Berg

und an einem Almabtrieb vorbei ins Zillertal und dann zum Kaiserhaus an der Kaiserklamm, wo wir eine deftige Mittagsmahlzeit zu uns nahmen.

Zum Abschluss begeisterte die bereits bekannte Steinbergpassage, ein Streckenabschnitt, der nur in einem bestimmten Zeitfenster befahren werden darf, da Ausweichen hier schier unmöglich ist. Trotzdem kam uns auf halber Strecke ein Vollhorst entgegen. Aber wir waren mehr 😉

Steinbergpassage

Zum traditionellen Abschiedsessen trafen wir uns im Batznhäusl in Kreuth zu einem feucht-fröhlichen Abend.

Batznhäusl

Katastrophentouristen

Die Nacht war unruhig gewesen, Regen hatte eingesetzt und es gab sogar Gewitter. Wie schon am GO-Anreisetag hörte der Regen pünktlich zur Morgendämmerung auf. Toll – jetzt war auch nicht mehr an Schlafen zu denken.

Das Roadbook führte uns schon bald auf eine Waldpiste, die es in sich hatte: schmal, oft nur geschottert, ausgewaschen, ging es hinauf zum Refugio Talamini, wo wir tatsächlich einen echten Espresso bekommen haben, und bei Bedarf auch einen Apfelstrudel.

Morgenkaffee im Refugio Talamini

Von dort ging es ebenso weiter, in teils abenteuerlichen Gefällstrecken und an abgerutschten Straßenabschnitten vorbei.

Jetzt zurück in die Zivilisation und ins Schwimmbad von Longarone. Ab und zu duschen hat auch was. In Longarone haben wir noch kurz an der Stelle angehalten, wo 1963 durch einen Bergsturz über 2000 Menschen ums Leben gekommen waren – weil beim Staudammbau gepfuscht worden war.

Nasser Vormittag am Bergsturz von Langarone

Ein Abstecher brachte uns durch das wildromantische Tal des Tione Cimoliana zum Refugio Pordenone. Es ging durch mehrere Furten sowie quer durch das Geröllfeld des Schwemmtals. Wahnsinn! Und endlich hat uns auch wieder die Sonne gefunden.

Flußbettdurchfahrt

Nach diesem Ausflug ging es weiter über schmalste Sträßchen und Pässe zu unserem Nachtplatz am Rande einer Stichstraße, mit gigantischer Aussicht.

Nachtplatz bei Selva

Am nächsten Tag stachen zwei Passquerungen heraus: zunächst ging es in steilsten Auffahrten auf den Monte Zoncolan. Kaum zu glauben, dass hier auch mal die Fahrer der Tour de France hochgeackert sind…

Tunnel, ausnahmsweise mit Licht

Sella Monte Zoncolan

Danach folgte das (vorläufige!) Sahnehäubchen. Militärstraßen aus dem ersten Weltkrieg stehen oft garant für abenteuerliche Strecken. So auch die Auffahrt zum Monte Paularo. Erst war der einspurige Fahrweg noch asphaltiert, dann bekam der Belag mehr und mehr Löcher, bis nur noch Schotter die Straße bildete.

Militärstraße zum Monte Paularo

Als nächstes haben wir die Baumgrenze überschritten, so gab jede Biegung neue Fernsichten preis. Schließlich gelangten wir zu dem Plateau, auf dem seinerzeit schweres Militärgerät aufgestellt wurde, nur kurz unter dem Gipfel, der damaligen Grenzlinie. Hier war der Weg zu Ende und damit unser Nachtplatz. Die Nacht war sternenklar und entsprechend frisch, immerhin befanden wir uns auf knapp 2000 Meter, und der Bulli hatte am Morgen innen wie außen Eis angesetzt. Dafür spendierte uns der Platz einen traumhaften Sonnenaufgang über der Bergwelt der Dolomiten. Schon wieder: Wahnsinn!Hier ist SchlussMonte Paularo

Tausend-Pässe-Tag

…oder fast. Heute ging es nur rauf und runter. Und das war äußerst kurzweilig, denn wir befinden uns in den Dolomiten. Morgens verwöhnte uns die Sonne schon bald mit ihrer wohligen Wärme,

Pfersachtal

und dann entblätterte sich eine Tour zum Fingerlecken. Ich tippe mal, dass dies der Tag mit den meisten Passquerungen aller Zeiten war (Tante Edit sagt, Torsten hat das sofort dementiert): es ging immer nur rauf, und danach wieder runter, und die Landschaft übertrumpfte sich selbst. Dazu ein Wetter, wie man es sich nicht besser wünschen konnte.

Dolomiten

OK, der Tag hatte weniger spektakulär begonnen: mit einem Platten bei meinem Bulli. Zum Glück war nur die Unterseite platt 😀

Schon im nächsten Ort (Sterzing) konnten wir das Angenehme mit dem Nützlichen kombinieren: Während der Rest der Truppe einkaufen ging, wurde ich bei einer Werkstatt vorstellig. Die konnten sofort helfen. Ein neuer Schlauch musste montiert werden, und in Nullkommanichts war das erledigt – und für kleines Geld. Großes Lob an die Werkstatt!

schnelle Hilfe

Derweil hatte der Rest der Truppe seine Vorräte ergänzt.

Dolomiten2

Kaiserwetter

Nach den ganzen Pässen kamen wir ziemlich fertig und relativ spät am Nachtplatz an. Doch insgesamt waren erst neun von 21 Bullis da. Wo blieb der Rest? Der Chef und die Berliner trudelten alsbald ein, aber die letzten drei hatten tatsächlich den anderen Waldweg genommen und schurbelten sich an der falschen Bachseite empor. Wir wedelten mit Taschenlampen, und sie hatten uns bald entdeckt, doch wenden war dort oben kaum möglich. Dazu kam: Locals mit Geländewagen wollten unbedingt vorbei. Stress pur 😀

Irgendwann kamen dann auch die „verlorenen Jungs“ auf dem Sportplatz/Nachtplatz an, und es kehrte Ruhe ein in der Reisegesellschaft.

Der Ort war eigentlich prädestiniert für einen spektakulären Sonnenaufgang, doch Wolken haben das effektiv verhindert.

Gavaz

Stattdessen beehrte uns die lokale Policia und teilte uns mit, dass Campen hier nicht erlaubt sei. Wir warfen ein, dass wir spätestens in einer Stunde weg sind, keinen Müll hinterlassen haben und nicht zuletzt seit Jahren das OK vom lokalen Bürgermeister haben, hier zu nächtigen (das stimmt tatsächlich!).

Dann ging es wiederum über kleine und kleinste Passsträßchen durch die Dolomiti. Herausragend war die wilde Schlucht des Valle del Mis

und natürlich der Ubaldopass

mit seinen fünf Kehrtunneln und der terrassenartig angelegten Fahrstrecke. Der Wahnsinn!

Auch im weiteren Verlauf befahren wir einspurige Passstraßen, danach quälen wir uns durch den „Grossstadtjungle“ von Belluno bis zum heutigen Nachtplatz.

Buchbesprechung „Mit dem Bulli „Otto“ durch das Meer ohne Wasser“

War lange still hier. Leider ist es mir nicht vergönnt, ganzjährig herumzutouren. So muss man zwischenzeitlich mit anderen Reisenden mitträumen. Wie zum Beispiel mit Gerhard Witt. Er fährt VW-Bus T2 und er liebt die Wüste. Er ist MEIN Mann 🙂 Das Buch habe ich dann auch in einem Zug ausgelesen…

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Ist das nicht ein Traum? Mit dem geliebten T2 in die Wüste…an Orte, wo noch keiner war…? Na gut: Das ist schon ganz schön retro. Heute, mit den ganzen High-Tech-Expeditionsmobilen mit 4×4, 6×6 und noch mehr ist es wohl eher eine Form masochistischen Minimalismusses.

Gerhard Witt hat es trotzdem gemacht. In einer Zeit, in der der afrikanische Kontinent noch nicht vollständig von Kriegen und Revolutionen überzogen war. Angefangen hat alles mit einem T1, „mal eben“ nach Kapstadt und zurück. Dabei wurde er vom Afrika-Virus erfasst, und in der Folge unternahm er zahlreiche weitere Reisen dorthin – immer mit dem Bulli.

1978 hatte er sich einen nagelneuen Kastenbulli mit Hubdach gekauft, den er komplett nach eigenen Vorstellungen ausgebaut und im Laufe der Jahre immer weiter optimiert hat. Als 10 Jahre später Ghaddafi erstmals Europäern die (private) Einreise erlaubt, ist Gerhard Witt einer der Ersten, die ein Visum ergatterten.

Und selbst Monate nach dieser Öffnung war Gerhard Witt an der libysch-algerischen Grenze wohl der erste „Tourist“, der dort einreiste, nach der ebenso überraschten wie unbeholfenen Abfertigung durch die Grenzer zu urteilen.

Trotz – oder gerade wegen der jahrzehntelangen Abschottung erfuhr er vor allem in den abgelegenen Gebieten eine Offenheit und Hilfsbereitschaft der lokalen Bevölkerung, die ihn immer wieder sprachlos machte. Im Buch „Mit dem Bulli „Otto“ durch das Meer ohne Wasser“ dokumentiert er das Land in prächtigen Bildern. Zwischen den Erlebnissen lässt er immer wieder Bemerkungen zur Fahrzeugtechnik einfließen, die von potentiellen Nachahmern dankend entgegen genommen werden dürften.

Highlight seiner Reise (und eins der Traumziele eines jeden Saharafahrers) war Wau-en-Namus, jene mondähnliche Oase weit im Südosten Libyens. Dort, wo die Seen bunt und der Wüstensand schwarz sind – aber leider auch abertausende von Mücken den Aufenthalt zur Hölle machen. Nicht nur für Fotografen ein absolutes Highlight.

Eigentlich hatte Gerhard Witt nur im Clubforum der IG T2 über seine Reisen berichtet, doch nach zahlreichen Ermutigungen ließ er sich überreden, ein Buch daraus zu machen. Inzwischen ist es wieder äußerst riskant, nach Libyen zu reisen, dafür können wir in 133 Fotos und Abbildungen schwelgen.

Das 102-seitige Werk ist zwar bei Amazon gelistet, aber nicht bestellbar. Problemlos gibt es das Buch im Clubshop der IG T2 – auch für Nicht-Mitglieder – für €24,90 zzgl Versand. http://shop.bulli.org/

PS: Dies ist keine Werbung, ich habe das Buch ordnungdgemäß gekauft und bezahlt.

 

 

Im Schwabenländle und an die Saar

Die Bundesstraße auf der anderen Seite des Sees hatte nachts auch ordentlich Verkehr, das war eher suboptimal.

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Am nächsten Morgen geht es, nach ausführlicher Nutzung der sanitären Anlagen, zunächst hauptsächlich auf gut ausgebauten Bundesstraßen gen Nordwesten. Nach der weit gefassten Umrundung von München kommen auch mal kleine Landstraßen mit ins Programm.

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Unterwegs sehe ich immer wieder Bilderbuch-Bauernhöfe, mit vielen bunten Blumen in den Fenstern und im Garten, gemütlichen Sitzecken unter uralten Bäumen. Wie man sich den Süden Deutschlands eben so vorstellt.

Zum Abend wird’s sportlich: Mein Nachtplatz liegt an einem Fußballplatz. Dort wird heute Abend die Damenmannschaft spielen. Da schaumermal 🙂

An die Saar

Die Gästedamen haben haushoch verloren, 0 – 6, meine ich. Dafür bin ich mit ein paar netten Leuten ins Gespräch gekommen, die Bar hatte geöffnet, damit gab es auch Toiletten – was will man mehr?

Den Michael hatte ich letztes Jahr beim VW-Bus-Treffen Saar am Losheimer See kennengelernt. Und wenngleich er den Wolfsburgern untreu geworden ist und jetzt einen mehr als doppelt so großen Düdo fährt, hatte er noch ein paar VW-Bus-Teile für mich, die ich endlich abholen wollte. Natürlich hat er mir bei der Gelegenheit ausführlich seinen „Neuen“ gezeigt, und beim Durchsehen von Weltreisendentreffen-Bildern haben wir zusammen von neuen Reisen in unbekannte Länder geträumt. Gepennt habe ich wie letztes Mal bei ihm auf’m Hof.

Heim ins Reich der mangelnden Netzabdeckung

So ein Wohnmobilstellplatz in der Stadt ist etwas problematisch bei einem Bedürfnis. Die Damen und Herren der Weißwarenfraktion sind da ja Selbstversorger, unsereins steht deshalb jedoch lieber in der Botanik. So viel zu meinem Nachtplatz in Gemona, einem wirklich interessanten, kleinen Städtchen nördlich von Udine. Der Ort wurde 1976 von einem schweren Erdbeben stark zerstört, auch die historische Altstadt. Aktuell wird noch der Glockenturm auf der Felsspitze wiederhergestellt, dann ist nach über 40 Jahren alles wieder schick.

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Die Fahrt führt über den Plöckenpass, durch den Felbertauerntunnel und über den Pass Thurn,

IMG_6299über Kitzbühel und Kufstein nach Deutschland, wo ich in Anbetracht des Hochladedefizits einen Campingplatz mit WLAN ins Visier nehme. Ups, und schon vorbeigefahren. Am anderen Ufer des Sees stehen die Wohnmobile direkt am Wasser – das sieht schon mal nicht schlecht aus.

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Der Demmelhof möchte € 15 für einen Camper haben, inklusive zwei Personen. Das ist schon mal OK. Dann kommen allerdings noch die Kurtaxe (50 Cent – OK!), die Duschmarke (nochmal 50 Cent) und zwei Euro für das WLAN hinzu, das wiederum nur auf einem Endgerät genutzt werden kann. Brummel. Aber die Duschräume sind beheizt und sehr sauber, das WLAN allerdings ist recht träge. Datennetz über Funk gibt es gar nicht, der Handyempfang ist äußerst mäßig. Willkommen in Deutschland!

Drei-Länder-Tag

Die „weiße Straße“ wurde gegen 19 Uhr tatsächlich schlagartig ruhig, und so hatte ich eine geruhsame Nacht. Das Frühstück am Tag danach, schön am See, an dem tags zuvor die Hölle los war, geplant, viel denkbar kurz aus, da just hier die Sonne gar nicht durchkommen wollte. Also nicht lange rumgetrödelt, ab zurück nach Slowenien. Der Abstieg aus dem Gebirge war noch einmal wunderschön.

Da ich bei der (zweiten) Einreise über die Hauptverkehrsstraße einen langen LKW-Stau südseitig der Grenze gesehen hatte, in dem auch die PKW gefangen waren, beschloss ich, ganz einfach die GO-Route rückwärts zu fahren, also den Grenzübergang Lisac mit der Schotterpiste. Doch was vorwärts geht, muss noch lange nicht rückwärts funktionieren! Zwischen Lisac und Grenze hatte das unscheinbare, schwarze SUV hinter mir auf einmal blaues Blitzlicht – Grenzpolizei, die Zweite! Diesmal waren sie nicht ganz so entspannt wie beim ersten Mal, wollte ich doch nach eigener Aussage von hier nach Slowenien, was nach ihrer Aussage nicht ging. Auch mein Einwurf, dass ich die Strecke vor zwei Wochen selbst gefahren bin, half wenig, machte mich eher noch mehr verdächtig. Was ich in Kroatien gemacht habe, wo ich war, dann wollten sie die Eintrittskarte von Plitvic sehen (die ich zum Glück gefunden habe, zusammen mit einer Tankquittung). Dann wurden mein Name und Kennzeichen per Funk übermittelt, offenbar wurde geprüft, ob ich wirklich dort getankt habe (Zahlung per EC). Natürlich wurde auch der Bus begutachtet, aber ich brauchte nichts auszuräumen.

Zum Schluss wurden mein Ausweis, die Eintrittskarte und der Tankbon sowie das Auto von allen Seiten fotografiert, und ich wurde  zum „richtigen Grenzübergang“ eskortiert.

Jetzt aber fix nach Italien, da kann man wenigstens entspannt frei stehen. Nachdem ich oberhalb von Triest einem Mautpreller-LKW-Stau gerade noch so entkommen war, ging es wieder ganz runter ans Wasser. Einen kleinen Hafenschlenker hatte ich mir von Google zeigen lassen. Leider ist Google nicht aktuell, die letzten 10 Meter wären höchstens mit einem Quad zu befahren und dazu verboten. Dafür habe ich den Timavo gesehen, den vermeintlich kürzesten Fluss der Welt, der aber die Fortsetzung des Reka, dessen Höhlen wir auf der GO-Runde besucht hatten, ist. Wiki weiß zudem: „Dies ist der Ort, an dem die Argonauten des Jason und die Gefährten des Aeneas auf ihrer Flucht von Troja gelandet sein sollen. Hier sollen auch nach der Sintflut die ersten Überlebenden gelandet sein, worauf ihnen einer der vier Engel, die mit ihrer Trompete das jüngste Gericht verkünden, erschien.“ Hat auch was.
Der Nachtplatz ist ein Wohnmobilstellplatz in Gemona, muss man auch mal probiert haben 😉

PS: von diesem Tag gibt es tatsächlich keine Fotos, empfohlen sei aber das Städtchen Gemona, zum Fotografieren war es bei meinem kleinen Stadtrundgang allerdings schon zu dunkel.

In der Höhle der Bären

Es war niemand gekommen. Aber weil sich das so gehört, wollte ich mich bei dem älteren Herrn bedanken und verabschieden. Doch der war gar nicht da, dafür -ich vermute- seine Frau nebst einer Bekannten. Diese sprach sogar etwas Deutsch. Auf meine Frage, was ich für die Übernachtung schuldig sei, antwortete sie nach etwas hin und her mit der Alten wohl eher pauschal: 100 Kuna. Die sollte ich, mit einem Stein beschwert, auf den Tisch der Terrasse legen, meinte sie.

Zum Anfang der heutigen Route hatte ich mir einen zweifachen Schlenker über den Fluss Krka und damit durch den Nationalpark (auf öffentlichen Landstraßen) ausgesucht. Der Abstieg in das canyonartige Tal war wieder spektakulär, die Querung des Talbodens ein Leckerli. Auf der anderen Seite oben angekommen war die weiterführende Straße gesperrt. Aber das machte ja nichts, denn ich wollte links ab, parallel zum Fluss, um diesen weiter oben nochmals zu queren. Doch nach einigen Kilometern war „meine“ Straße unvermittelt auch gesperrt. Ein Mopedfahrer meinte: „Macht nichts, einfach durchfahren“. Haben wir zusammen dann auch gemacht, am verwunderten Dampfwalzenfahrer vorbei bis, ja, bis das Material für den Unterbau nicht schon platt, sondern noch in Haufen auf der Trasse lag. Kein Vorbeikommen möglich. Der Mopedfahrer war offensichtlich auch überrascht, es blieb uns nichts anderes übrig, als zu wenden. Doch…die logische Umleitung wäre -richtig!- die Straße gewesen, die vorhin schon gesperrt war. Für diese wiederum war jedoch eine Umleitung ausgeschildert -frei nach dem Motto „Rom – Paris – Papestraße“- und in einem der folgenden Dörfer wies mir das Navi an, rechts abzubiegen, doch – dort war auch gesperrt.

Hilflosigkeit machte sich breit. Ist das hier ein Labyrinth? Versteckte Kamera? Ohne Zögern habe ich den erstbesten Local angesprochen, in einem Gemisch aus Deutsch und Englisch riet er mir, die Straße rechts am Laden vorbei zu fahren. Der Asphalt werde zwar bald aufhören, aber das sei mit meinem Bulli ja kein Problem (war es auch nicht). „Etwa 10 Kilometer immer geradeaus“, meinte er, und so war es auch. 10 Kilometer feinste GO-Schotterpiste.

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Endlich kam ich auf meine Planstrecke und konnte die zweite Krka-Querung machen, die für all die Mühen reichlich entlohnte.

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Und dann kam sie, die Straße der Straßen. Egal, was ich für Zwischenstopps eingab, das Navi wollte mich partout nicht über diesen Pass schicken. Egal, gefunden hab ich ihn trotzdem. In Bezug auf die Küstenstraße war ich ja schon eine „Treppenstufe“ höher, doch nach dem Abbiegen ging es direkt auf die unnahbar scheinende Gebirgskette zu. Wo soll da ein Einstieg sein?

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Die Straße schlängelt sich um einen vorgelagerten Hügel und nutzt diesen als Tritt für die Felswand. Und auf ein Mal die Autobahn. In einer zehn Kilometer langen Riesenserpentine hat sie sich ebenfalls hochgeschwungen. Mein kleines Sträßchen überquert die Tunneleinfahrt der A1, der Fahrbahnbelag geht in Schotter über und klettert weiter fleißig nach oben.

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Es schottert und schlängelt sich an den Felswänden entlang, biegt um die nächste Ecke, um wieder neue Fernsichten freizugeben. Das Panorama und die Landschaft, behaupte ich mal, können locker mit der Ligurischen Grenzkammstraße (Nord) mithalten. Einfach nur traumhaft.

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Kurz vor einem ersten Scheitel stehen drei Landrover mit der Beschriftung „Foto-Safari“. Die Herren Chauffeure schauen etwas verwirrt, die Fotogäste nehmen vermutlich ungeplante Bullibilder von der Safari mit nach Hause. Hier soll auch ein Winnetou-Drehort sein (Tal der Toten). Auf dem richtigen Pass, Mali Alan, 1044 Meter, steht dann noch ein Wegweiser, wohin es denn überhaupt geht. Gut zu wissen, hier oben. Als ob man noch groß eine Auswahl hätte.

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Die Abfahrt ist nicht ganz so spektakulär, da im Mischwald, der sich allerdings in schönsten Oktoberfarben zeigt.

Und dann kratzt die Tanknadel am „R“. Bin zwar wieder unten, aber hier sind nur Dörfer. Das schlaue Navi schickt mich auf eine Autobahntanke, obwohl es auf „Autobahnen vermeiden“ eingestellt ist. Die nächste größere Stadt ist Gospic, 32 Kilometer. Ich hasse so was. Und natürlich ist an der Einfallstraße, über die ich reinkomme, keine Tanke. Und auch nicht an der, auf der ich wieder raus fahre. Also wieder gefragt. Richtung Zagreb soll ich fahren. Dort gibt es gleich zwei. Tatsächlich.

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Nächstes Ziel war das Bärenrefugium in Kuterevo. Für die Anfahrt hatte ich mir wiederum einen schönen Schurbelschlenker ausgesucht. Der hatte es allerdings in sich. Irgendwie hatte ich die Distanz unterschätzt, die Strecke zog sich ewig und die Sonne senkte sich. So was im Dunkeln zu fahren ging aber gar nicht. Also immer ein Auge auf die verbleibenden Kilometer, eins auf die Uhr (und ein halbes auf den Stand der Sonne). Angeblich konnte man beim Refugium auch über Nacht stehen. Doch was, wenn nicht? Im Dunkeln einen Nachtplatz suchen geht gar nicht. Unterwegs wären genug gewesen, aber das war im Naturpark. Letztendlich konnte ich bei den Bären nächtigen. Zu den Knuddeltieren beim nächsten Mal mehr!

Krka

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Der Tag beginnt mit einem traumhaften Sonnenaufgang. Zudem stehe ich fünf Schritte vom Wasser (und: Ja, ich war sogar drin. Natürlich hat just da das Handy gestreikt, also gibt es kein Beweisfoto. Und jetzt erzähl mir nichts von Märchen!).

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Das Pärchen genießt ebenfalls den Sonnenaufgang und ist dann in Nullkommanichts verschwunden. Keine Spur auch vom Betreiber. Er soll ja gestern Abend da gewesen sein, hat sich aber nicht die Mühe gemacht, mich zu begrüßen, sondern ist einfach wieder verschwunden. Auch jetzt ist niemand da, nur die vier angeketteten Hunde und unendlich viele Katzen. Der Pick-Up steht -wie schon gestern- mit Zündschlüssel und offenen Fenstern vor dem Gebäude, in der „Bar“ dudelt Musik, auf und unter einem Tisch stapeln sich Hunde- und Katzenfutter, wo’s geht, haben sich die Katzen bereits selbst versorgt. Auch im Auto haben sie es sich bequem gemacht – Fenster steht ja offen. Alles sehr strange. Da nach wie vor niemand da ist, der meine Bezahlung annimmt, muss ich leider ohne abreisen. So halte ich doch noch meinen Plan ein, in Kroatien wenigstens jede zweite Nacht „frei“ zu stehen. Ein bisschen nervös bin ich aber doch, dass ich dem Betreiber, der mein nicht gerade unauffälliges Auto ja bestimmt gesehen hat, unterwegs begegne. Schließlich gibt es nur eine Zufahrtsstraße zu dem Inselkomplex.

Ich möchte noch etwas der Küstenstraße fahren, umschiffe Zadar, denn das Stadtgewusel nervt, und fahre bis kurz vor Trogir.

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Auch wenn die neue Straße immer noch viele 40-km/h-Kurven hat, ab und zu sieht man Reste der alten Trasse: viel schmaler, mehr Steigungen und noch krassere Kurven. Kein Wunder, dass die seinerzeit als höchst gefährlich galt.

Ich beschliesse, wieder ins Landesinnere zu fahren. Die Küste ist mir einfach zu hektisch, zumindest auf großen Strecken, so schön sie auch ist. Überall stand schon der Nationalpark „Krka“ angeschrieben (nein, der hat nichts mit der Insel zu tun). Doch hier schreckt wieder der hohe Eintritt ab: 26 €. Das scheint so ein Konzept zu sein: Wir bieten ein Gesamtpaket aller Attraktionen an, doch wer nur eine sehen will, hat Pech: Einzeltickets gibt es nicht (bei der Großglocknerstraße ist das ähnlich). Also fahre ich nur um den Park herum, genieße die Landschaft, und für die Nacht habe ich den „Camp Europa“ angepeilt.

Doch das Tor ist zu. In der Einfahrt nebenan sitzt hinten ein älterer Mann. Ich befrage ihn und er bedeutet mir, er werde aufschließen. Letztendlich galt es nur, einen Riegel aufzuschieben, er deutet mir an „Such dir einen Platz“ und geht wieder zurück. Auch spannend…mal sehen, wie das hier morgen früh ist bzw. ob heute Abend noch jemand kommt.

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Adriawärme und Tourismus-Terror

Der Hobbit-Camping (offiziell heißt er „Camp Velebit“, nach dem gleichnamigen Naturpark) erwacht im Nebel. Schließlich haben wir Mitte Oktober und befinden uns (noch) in der Bergregion. Mühsam leckt die Morgensonne die Nebelschwaden aus dem kleinen Tal – und trocknet auch den Bulli. Nach Duschen und Frühstücken und nettem Plausch mit dem Betreiber ist es höchste Zeit für die Küste! Die Küsten-Bergkette muss noch über einen kleinen Pass bezwungen werden, dann geht es hinab in die wohlige Wärme – und das mit atemberaubenden Fernsichten auf die Küste und die vorgelagerten Inseln.

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Auf dem Programm steht die Insel Pag, ein langes, schmales Band Felsen vor der Küste Kroatiens. Insbesondere: der Nordpunkt. Solche „Enden einer langen Straße“, solche „Punkte, wo es nicht mehr weiter geht“ üben eine magische Anziehungskraft auf mich aus – egal, wie unspektakulär sie eventuell sind.

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Hier wird erwartungsgemäß die Straße auf ihren 60 Kilometern immer schmaler, weniger ausgebaut, und am Nordpunkt endet sie dann tatsächlich recht romantisch mit einer Steilabfahrt in das Fischerdörfchen Tovarnele. Der dort ausgeschriebene Stellplatz erwies sich jedoch als mit Verbotsschildern bepflastert und obendrein laufen überall Touris rum, ein weiterer Freihsteherplatz mit Strandbar war laut Kommentaren schon mehrfach mit 1000 Kuna (130 €) Bußgeld belegt worden. Als ich mich dort umsah, standen direkt am Strand Zirkusleute, ich hatte weiter oben angehalten und wenig später kam jemand von der Strandbar wild gestikulierend in meine Richtung.

Die Campingplätze in der direkten Umgebung waren auch keine Empfehlung, also viel meine Wahl auf einen, der schon etwas weiter auf der Rückroute lag. Schön abseits vom Dorf direkt am Strand gelegen, ein (der einzige?) Gast winkte mir zu: der Chef sei gerade nicht da, ich solle mir einfach einen Platz suchen. Da steh ich nun und frage mich, was wird, wenn der Betreiber morgen früh auch nicht da ist?

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Ach übrigens witzig: Ich stehe ziemlich genau gegenüber dem Punkt mit der Strandbar.

Später kommt noch ein Pärchen mit Zelt und Zweirad und lässt sich unweit nieder. Sie erzählen, der Betreiber sei kurz da gewesen, jetzt aber wieder weg. Hm. Schaumermal.

Eine Fahrt ins Graue

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Loch Ness(ie) war dann wohl doch schon im Winterschlaf, und die direkt benachbarten Häuser offensichtlich auch schon. Nur der Postbote kam noch für das letzte Haus am Ende der Straße, und das bereits erwähnte Pärchen. Danach war es sagenhaft ruhig an diesem kleinen aber vermutlich recht tiefen See, der aus der am anderen Ende liegenden Felswand gespeist wurde und unterirdisch entwässerte. Beizeiten ging es wieder los, Richtung Binnenland fahrend kam ich auf dieser Höhe doch schnell wieder zu den Plitvicer Seen, also habe ich mir noch die Zufahrt „hintenrum“ angesehen, die wir beim offiziellen Besuch vor einer Woche schon entdeckt hatten.

Allerdings war der ganze Vormittag eher eine Fahrt ins Graue – der Nebel wollte sich einfach nicht lichten. Das Grau-in-Grau passt zu den zerschossenen Hausruinen, deprimierende Relikte des Balkankrieges.

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Also kurzentschlossen wieder Richtung Küste und Mittelmeerklima. Dabei kam ich teilweise wieder auf die GO-Route, wenn auch andersrum. So viele Streckenvarianten gibt es hier eben nicht. Schon wieder im Neuland kam ich an den Fluss Lika, der sich dort canyonartig durch die Landschaft schlängelt, später zu einem See aufgestaut wird und danach in der Karstlandschaft versinkt…inzwischen war auch die Sonne wieder mit von der Partie. Das gab tolle Bilder.

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Nach etwas Zick-zack stehe ich jetzt am „Hobbit-Camping-Velebit“, endlich einer mit Single-Reisenden-freundlicher Preisstruktur. Ich bin der einzige Gast, also freie Platzwahl. Der Betreiber sprich ausgezeichnet Englisch und ist sehr freundlich.

IMG_6156Ich nutze das WLAN, um den vorigen Bericht hochzuladen und dann geht’s auch schon ab in die Falle.

Abschied von der Insel und ab ins Hinterland

Wie das immer so ist: Am Morgen nach der Übernachtung findet man die tollsten Platze. Krk hat ja viele Stichstraßen, die am Wasser enden. So auch die von Punat.

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Und ganz am Ende, da, wo’s wirklich nicht mehr weitergeht, ist eine traumhafte, einsame Bucht, wo man vermutlich auch nachts nicht von den Ordnungshütern belästigt wird…

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OK, OK, ich bin ehrlich (Google Earth hätte es sowieso verraten): Dort geht eine Hochspannungsleitung in ein Seekabel über, was offensichtlich einen großen, hässlichen Betonbau erfordert, der dort rumsteht. Also doch nur bedingt paradiesisch.

Um mein Bild der Insel abzurunden, durchfahre ich auch noch die Dörfer im Nordosten, um schließlich wieder ans Festland zurückzukehren. Die Richtung Süden führende, berühmt-berüchtigte Küstenstraße hatten wir ja schon im Rahmen des GO „abgehakt“, zumindest bis Senj, deshalb hatte ich mich entschlossen, jetzt eine parallel verlaufende, deutlich kleinere Straße zu befahren.

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Die führte quasi direkt unter den Steilhängen der ersten Bergkette entlang, bis diese bei Bribir zurückwich und damit einen Einstieg ins Hinterland freigab. Ein stürmischer Wind fegte durch diese Schneise zur See, in der kargen aber beeindruckenden Landschaft konnten sich nur Sträucher halten. Weiter im Inland wurde der Wind weniger, die Bäume mehr und die Straße kurviger. All überall war die Holzgewinnung in vollem Gange.

Und dann kam wieder so ein Geräusch, was keiner mag. Ein Schaben, rhythmisch. Ich fuhr langsamer, um das Geräusch besser zu hören. Krrrt – krrrt – krrrt. Aber obwohl ich langsamer fuhr, wurde das Geräusch nicht langsamer. Hä? Wie geht das? Was soll das sein? Ich fuhr noch langsamer, das Geräusch wurde noch deutlicher – und irgendwie kannte ich es auch. Im selben Moment fiel mein Auge auf das Autoradio. Das war auf ein Mal an – und drin lief die Schranz-CD von Chris Liebing. Noch Fragen?? Selten so über mich selbst gelacht. Böse Zungen behaupten ja sowieso, Schranz sei keine Musik, sondern nur Lärm…

Nach diesem „Schock“ galt es, so langsam ein Quartier für die Nacht anzupeilen. Nach der kostspieligen Nacht in Krk wollte ich diesmal einen Freisteherplatz wagen – trotz aller Warnungen, die bezüglich Kroatien ausgesprochen waren. Zudem waren die in Frage kommenden Campingplätze keine Empfehlungen, aber trotzdem teuer.

Die Wahl fiel auf einen kleinen See, der an einer Sackgasse lag (gutes Vorzeichen), allerdings direkt am Ortsrand (weniger gut). Am frühen Abend kam ein Pärchen hinzu, die ein wenig um den See gedaddelt ist, sonst blieb alles still.

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Ob ich problemlos aus dieser Nummer raus gekommen bin, lest ihr dann im nächsten Beitrag.

 

Krk – es geht auch ohne Vokale

Neben der gleichnamigen Inselhauptstadt gibt es auch noch das Örtchen Vrh – Vokale werden völlig überbewertet, finden die Kroaten.

Großes Lob an den Campingspezialisten in Triest. Er hat in seinem Google-Eintrag nicht zu viel versprochen: hier gibt es wirklich alles. Auch Camping-Gaz-Flaschen in allen möglichen Größen. Und er hatte sogar schon vor den angekündigten 8:30 Uhr auf. Dafür sprach die Dame so gut wie kein Englisch, und Parken war eine Katastrophe. Aber  nichts, was nicht zu lösen war.

Die Route nach Krk habe ich Google berechnen lassen – natürlich ohne Autobahnen. Die beiden Grenzübertritte waren problemlos, wobei angemerkt sei, das von Kroatien nach Slowenien beträchtlicher Andrang, vor allem von LKW verursacht, war. Hinter der Grenze schickt mich Google schon bald auf eine ruhige Nebenstraße. Zeit für ein Käffchen, schließlich hatte ich ja wieder Gas.

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Ein weißer Caddy-Kasten schleicht vorbei und hält kurze Zeit später hinter mir an. Grenzpolizei! Ausweis und Fahrzeugpapiere. Offensichtlich falle ich dann doch nicht in ihr Beuteraster, sie schauen noch etwas in den Bus hinein („Oldtimer? Ja. Welches Jahr?“).

Merke also: Nicht unbedingt in der Grenzregion „sinnlos“ anhalten…

In der Umfahrung von Rijeka lande ich auf der GO-Route, bis ich bei Bakar in einem Spaghettiknoten von an, in und über den Berg gebauten Brücken nach Krk abzweige.

Die beeindruckende Brücke auf die Insel ist gebührenpflichtig, 6 Euro irgendwas werden fällig.

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Auf Krk schlägt einem zuerst der Kommerz um die Ohren: Werbetafeln säumen die Straße, riesige Supermärkte ebenso. Weiter im Inland wird es dann deutlich ruhiger. Den südlichsten Ort, Baška, habe ich mir angesehen,…

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…dann geht’s zum Campingplatz. Endlich mal wieder duschen!

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Triest

IMG_6108Der Morgen fängt gut an: die Gasflasche ist alle. Super – an einem Sonntagmorgen! Nun ist Camping Gaz ja eine französische Erfindung, also rechne ich mir in Italien noch recht gute, in Slowenien eher schlechte Chancen aus, Ersatz zu finden (PS: steht auch auf der Flasche: eintauschbar u.a. in Italien, nicht aber Slowenien). Also muss ich den Sonntag außerplanmäßig noch im Triester Raum verbringen. Ich daddel ein wenig in den Dörfern oberhalb Triests rum, aber noch auf der italienischen Seite verbleibend. Das Wetter bessert sich auch, ab und zu schaut die Sonne durch. Hier und dort gehe ich etwas in den Wald hinein und wunder mich über die allseits vorhandenen Mäuerchen im Wald. Zur Abgrenzungen von Flurstücken? Dazu sind es zu viele, zu verquere. Aber wozu sonst? Ideen und Vorschläge gerne in die Kommentare 🙂

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Die warme Sonne gibt mir auch Gelegenheit, das Auto mal gut durchzulüften, nach dem Regen -und überhaupt- tut das mal ganz gut.

Der nächste „offizielle“ Camping-Gaz-Händler wäre übrigens in Udine – ich hoffe, dass der lokale „Campingspezialist“ in Triest aber auch diese Gasflaschen führt – seine google-Bewertungen stimmen optimistisch. Im nächsten Bericht erfahrt ihr es.

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Mangart

Der Nachtplatz stellt sich bei Tageslicht als durchaus attraktiv raus, und hätte ich mich getraut, etwa weiter zu fahren, hätte ich sogar schön im Wald gestanden (und außer Sichtweite der Straße). Aber im Dunkeln war die Qualität des Weges nicht abzuschätzen…

Auch im Hellen finde ich den Nachtplatz von 2006 nicht. Muß nochmal im alten Roadbook nachlesen, vielleicht war ich noch nicht weit genug. Heute also noch Mal über den Paso di Predil zurück nach Slowenien. Kurz hinter dem Paß mach ich einen kurzen Zwischenstopp an der Festung Kruž, neben der der Fluß in einer bestenfalls einen Meter breiten, aber ordentlich tiefen Schlucht vorbeirauscht.

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Kurz danach folgt der Abzweig zum Mangart. Der Berg selbst ist 2679 Meter hoch, der befahrbare Sattel gut 2000, erreichbar über eine spektakuläre Straße mit bis zu 22% Steigung.

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Doch was ist das: schon weit oben auf einmal ein Sperrschild: Felssturz, Verboten für Fahrzeuge und Fußgänger! Als braver Deutscher hält man natürlich auf dem Wendeplatz an, sieht dann einen Ungarn nur kurz stutzen und dann weiterfahren. Eine kurze Internetrecherche ergibt dann, dass wohl sogar der Pförtner, der unten fünf Euro Maut kassiert hat, sagt, man könne ruhig bis oben fahren. Also los.

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Der Felssturz ist tatsächlich längst geräumt, und es ist freie Fahrt bis oben, wo man in einer Schleife über den Sattel geleitet wird. Dort parkt auch der Ungar, offensichtlich ist er wandern, sonst ist keine Menschenseele oben. Mir ist es viel zu zugig, außerdem lausig kalt, zudem ziehen Regenwolken auf: Zeit für den Abstieg.

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Ich schleiche mich nochmals an die Goldener-Oktober-Strecke ran und nehme die slowenische Grenzkammstraße in Angriff, die wir ja in Lig wegen meines Limaproblems verlassen haben. Besonders schön ein Schotterstück, das direkt am Grenzfluss entlangführt.

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In Nova Gorica war Einkaufen angesagt, schließlich stand der Sonntag vor der Tür. Als Nachtplatz hatte ich mir einen Parkplatz an dem Doberdo-See (der zwar auf der Anfahrt, aber von dort nicht zu sehen war) ausgesucht. Der Platz war schön ruhig, aber der nächtliche Regen hat genervt. In den frühen Morgenstunden hat er aufgehört, so konnte ich doch etwas schlafen.

Postojna & Abschied von GO-Team

In unmittelbarer Nähe des Campingplatzes erwarten uns die Grotten von Postojna, auch als Adelsberg bekannt. Sie wurden bereits im 16. Jahrhundert touristisch erschlossen, erst noch mit Fackeln und Kerzen sowie handgeschobenen Waggons, doch schon Ende des 19. Jahrhunderts zog elektrisches Licht ein, später auch eine elektrische Höhlenbahn, mit der man heute noch 3,5 der 5 Kilometer des touristischen Teils befährt. Die Höhle besticht durch ihre Größe, vor allem aber durch ihre Vielfalt und Farbvariationen der Tropfsteingebilde. Allerdings ist sie, wie übrigens auch die anderen Sehenswürdigkeiten dieser Tour, selbst weit außerhalb der Saison von Asiaten geradezu überlaufen.

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Nach der Besichtigung fahren wir wiederum über kleine und vereinsamte Sträßchen durch das slowenische Hinterland…

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…bis Most na Soči. Am dortigen Bahnhof hat Torsten ein besonderes Schmankerl vorbereitet: eine Bahnverladung mit Kammdurchstich bis nach Bohinjska Bistrica. Die Bullis reihen sich auf offenen Flachwagen, teilweise ohne Geländer, auf. Wir belegen fast den ganzen Zug! Ein einziger Personenwaggon fährt noch mit.

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Die Diesellok hat gut zu tun mit der historischen Fracht.

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Um ja nicht durch die Städte Bled und Jesenice zu müssen, schurbeln wir uns nochmals durch traumhafte Bergwälder, meist auf Schotterpisten. Ein kleines Malheur passiert unterwegs noch: Ein Handbremshebel hatte sich gelöst und in der Bremstrommel sein Unwesen getrieben. Die geballte Fachkompetenz, die beim GO unterwegs ist, hatte den Fehler genauso schnell analysiert wie behoben.

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In Mojstrana, im Tal der Save, biegen wir dann auf die Hauptstraße ein, und während die Oktoberer den Wurzenpaß ansteuern, biege ich schon in Kranjska Gora ab, um den Vršič zu erklimmen.

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Der erste Schnee der Tour – aber noch weit weg auf den Bergflanken.

Eigentlich wollte ich noch dem Mangart mitnehmen, aber die Zeit sitzt mir im Nacken, will ich doch in Italien nächtigen. Also nur den Passo del Predil rüber und den Nachtplatz der 2009er Tour gesucht – und im Dunkeln natürlich nicht gefunden. Ein kleiner Waldweg bietet mir stattdessen Unterschlupf, das war das Bestmögliche in der Finsternis. Nachts röhren im Wald irgendwelche Tiere, wirklich hilfreich zum Einschlafen ist das nicht!

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Karl-May-Tag

Heute standen die Plitvicer Seen auf dem Programm. Der Schatz im Silbersee ist nur einer der Filme, die in den 1960er Jahren hier gedreht wurden. Der Shuttlebus bringt uns zum Naturpark, in dem wir dann geschlagene acht Stunden Zeit haben, die Wunder der Natur zu bewundern. Mutigerweise folgen wir dem Gerücht, dass es besser sei, sich am „Eingang 2“ absetzen zu lassen. War es dann wohl auch, denn ohne Chinesenstau sind wir durch den Eingang gekommen.

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Die Landschaft der Terrassenseen ist schon beeindruckend, wir wandern, ruhen, staunen und wandern weiter, fahren mit dem Elektroboot und dem Panoramazug und haben letztendlich zumindest große Teile des Naturparks gesehen. Überall plätschert Wasser, rauschen Bäche, stürzen Wasserfälle hernieder.

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Überall Tümpel, Teiche, Seen. Zum Schluss sind wir doch ziemlich geschafft, sind wir doch viele, viele Treppenstufen hinauf- und wieder hinuntergelaufen. Am Campingplatz wird alles noch mal ausgewertet, zeitig geht’s dann in die Koje.

Von Slowenien nach Kroatien

Heute stand Kultur an, Weltkultur sogar. Weltkulturerbe, um genau zu sein: Die Höhlen von Škocjan. Hier verschwindet der Fluss Reka Stück für Stück im Karstgestein und rauscht durch eine gigantische Tropfsteinhöhle. Erst ein ganzes Stück weiter, in Italien dann schon, kommt er wieder zu Vorschein. Mehr „aus Versehen“ habe ich diese „Zweitquelle“ in Italien auf der Rücktour gesehen.

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Die Besichtigung war ausgesprochen beeindruckend – und sportlich: 500 Treppenstufen galt es zu passieren. Die meisten zum Glück abwärts 😉 Eine kleine Bergbahn hat uns am Ende wieder nach oben gebracht.

Danach ging es wieder ans Steuer. Durchs slowenische Hinterland und über einen Grenzübergang „in the middle of nowhere – Tor und Stacheldraht“ gelangten wir nach Kroatien. Zu diesem Grenzübergang später (bei der Rücktour) mehr! Wir hangeln uns hinunter nach Rijeka und folgen der berühmt-berüchtigten Küstenstraße (heute allerdings entschärft) bis Senj.

IMG_5948Ein wahnsinniger Landwind macht das Fahren allerdings zu einem Kampf gegen die Naturgewalten.

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In Senj verabschieden wir uns von der Küste und entern vermintes Gebiet. Überall sind die Spuren des Krieges zu sehen: Einschusslöcher und zerstörte Häuser, Minenwarnschilder beidseitig des Weges. Gleichzeitig wird die Landschaft immer einsamer: nur noch vereinzelte Häuser, kaum Dörfer, eine Straße eher wie ein Wirtschaftsweg, sich endlos durch die Landschaft schlängelnd. Erst in der Nähe der Plitvicer Seen kommt wieder Leben in die Landschaft. Dort lassen wir uns nieder um morgen ein weiteres Weltkulturerbe zu besuchen, eins der ältesten zudem.

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Slowenien

Heute hieß es: nicht kleckern – klotzen! Direkt ab Nachtplatz war Kraxelei angesagt. Erster Gang. Von einer im ersten Weltkrieg angelegten Pflasterstraße waren nur rudimentäre Fragmente erhalten, über Steinspitzen und -stufen klettern wir dem Stol entgegen. Den fotogenen Dreisprung unterhalb des Stol hatten wir 2009 schon passiert, nun galt es, das Bildmaterial zu aktualisieren.

IMG_5900Von dort ging es weiter auf die Slowenische Grenzkammstraße, für Intimi die 605, hier prägte der Roadbookschreiber auch den Begriff „rechtsrechtsgeradeausbergabführend“.

IMG_5911Hier oben meinte der Kraftwagen des Autors dieser Zeilen, seinen Dienst mit zwei Mal Ruckeln und zwei Knallern aus dem Auspuff quittieren zu müssen. Doch Aufgabe? Fehlanzeige! Die Analyse ergab: leere Batterie. Warum? Dazu später. Eine Zweitbatterie war vorhanden, daher: Weiterfahrt, Marsch!. Um das Schicksal nicht herauszufordern, wurde auf den Rest der Kammstraße verzichtet. Als Nachtplatz war zur Abwechslung ein Campingplatz eingeplant, und die Fehlersuche führte zu einer Ladekontrollleuchte, die sich aus dem Instrumententräger gelöst hatte und daher nicht den erforderlichen Erregerstrom an die Lichtmaschine abgab, wodurch diese nicht mehr lud. Problem erkannt – Problem gebannt: nach etwas Fröbelei war alles wieder schick 🙂 .

Und so haben wir ganz entspannt Reinhards Geburtstag auf dem Campingplatz Dujceva Domacija in Vremski Britov gefeiert.

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Der Goldene Oktober 2018 – Anreise und Start

Der frühe Vogel fängt den Wurm, jaja, alles schön und gut. Traditionell habe ich mit den Vorbereitungen zum Goldenen Oktober zwei Wochen vor Abfahrt begonnen, und das sah  dann so aus: den ganzen Bus ausräumen. Schließlich galt es, den Traum-Fußbodenbelag -Idee geklaut bei „the idle theory bus“- sowie zeitgenössisch korrekte Vorhänge und ein neues Waschbecken zu verbauen.

Planung: eine Woche Innenausbau und eine Woche Technikvorbereitung. Realität: 1,5 Wochen probiert, eine Holz-Bodenplatte der Abmessung 1,53 x 1,31 m ab Lager zu finden (erfolglos), sodann alsnoch Sperrholz gestückelt und die Technikwartung aufs Minimum reduziert. Doch dazu später 😉

Polle vom anderen Ende Berlins hat dann beim Zusammenbau der Inneneinrichtung assistiert, so konnte zumindest Teil eins erfolgreich abgeschlossen werden.

Tags darauf traf der Hauptteil der GO-Truppe, Sektion Berlin, ein. Wohlgemerkt das erste Jahr, dass es eine Berliner Delegation gab!

Die Anfahrt zum Sammelpunkt war mit einem Zwischenstopp bei Christian im Ingolstädter Raum garniert, und die kürzeste Route „ohne Autobahn“ führte…einmal quer durch Leipzig. Und damit es richtig Spaß macht: zum Berufsverkehr mit Vollsperrung auf der A9.

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Beim Christian haben vermutlich noch nie so viele T2 auf der Einfahrt gestanden, wir wurden bestens bewirtet, und nach einer frischen aber ruhigen Nacht hat uns Christian über fast schon oktobrige Nebenstrecken zum offiziellen Treffpunkt gelotst.

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Beim Burger King in Bad Reichenhall war es ein großes Hallo von vielen alten und einigen neuen Teilnehmern.

Die samstägliche Halbtagsetappe führte uns über kleine aber feine Wege zum Sepp in Hintergöriach, dort war die offizielle Begrüßung und der wirkliche Start der Tour.

Über den Schönfeldsattel geht es durch die Hintertür über den südlichen Alpenhauptkamm. Am Porsche-Museum in Gmünd -der Geburtsstätte des 356er- vorbei und über Spittal, fast den Weißénsee touchierend, über die Windische Höhe ins Gailtal geht es schnellen Rades Richtung Naßfeldpass, italienische Grenze.

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Weiter Richtung Udine verlassen wir das Canale del Ferro-Tal bei Resiutta und biegen ins Val Resia ein, wo wir unseren Nachtplatz in den letzten Nachmittags-Sonnenstrahlen auf einem Holzplatz finden.IMG_5873

Die Abrechnung :)

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Eigentlich voll interessant – aber wer mag schon Buchhaltung? Butter bei die Fische: was hat der Spaß gekostet? Ich habe akribisch Buch geführt, weil ich a) es wissen wollte und b) mir ja auch ein finanzielles Limit gesetzt hatte.

Also, hier sind sie dann, die trocknen, staubigen Zahlen: Ich war 54 Tage unterwegs (war ursprünglich viel länger gedacht, aber es kommt ja bekanntlich immer anders als man denkt), Reisestrecke 11.687 Kilometer. Böse Zungen fragen: Wie kann man über 11.000 km nach Portugal und zurück verfahren? Ja, das geht. Immer schön zick-zack fahren, kleine Straßen. Die Reiseroute ganz grob gesagt: vom Fläming über den Harz ins Saarland, dann quer durch Frankreich Richtung Les Landes, von dort übers Baskenland nach Madrid, dann ins Alentejo von Portugal, zur Südwestspitze, zick-zack in Portugal von Süd nach Nord, an den Nordwestpunkt der iberischen Halbinsel, von dort einmal quer rüber zu den Westpyrenäen, dann Grenzhopping Richtung Osten bis das Radlagerproblem kam. Mittig der Pyrenäen einmal quer durch Frankreich über Colmar in den Breisgau, an der Donau entlang und weiter bis nach Böhmen. Zum Schluss durch das Erzgebirgen und die Sächsische Schweiz und von dort nach Hause.

Spaß kostet, und zwar so viel:

1624 € für Sprit und Maut (Maut war 12,25 € – Stadtautobahn San Sebastián)

400 € für Essen

152 € für Campingplätze

118 € für SIM-Karten und Datenpakete. Dazu kommen Kosten fürs Roaming mit meiner deutschen Karte, die vom Bankkonto eingezogen wurden.

67 € für Haushaltsgerödel, was ich vergessen hatte oder zu brauchen meinte.

18 € für Eintritt (Oh, ich Kulturbanause…stimmt, ich habe Touri-Dinger immer umschifft).

Oder, weil es sich besser vergleichen lässt, auf Monatsbasis umgerechnet:

Fahren 917,71 €
Eintritt 10,45 €
Essen & Trinken 225,18 €
Haushalt 37,82 €
Telekom 66,86 €
Camping 86,22 €
SUMME 1.344,24 €

Der größte Posten: der Sprit

Bei der Tour habe ich mal wieder festgestellt: Ich bin ein Fahrer, kein Steher. Egal, wie schön der Platz ist, nach zwei Tagen habe ich Hummeln im Arsch. Und ich fahre gern. Nicht mit Gewalt, und auch nicht in der Nacht. Aber schon mehr als 50 Kilometer pro Tag. Wobei: hier könnte ich wirklich langsamer treten. Vielleicht war ich noch zu sehr getrieben von der Zeitnot, die man normalerweise hat. Die ich bei dieser Tour aber definitiv nicht hatte. Ich nehme mir vor, es ruhiger anzgehen, das nächste Mal. Ein großer Nachteil des Alleinfahrens ist, dass man unterwegs wenig Zeit zum Navigieren und insbesondere zum spontan (Um-)Planen hat. Was gibt es Interessantes entlang der Strecke? Ich beneide Teams, bei denen der Copilot jederzeit stöbern kann: Was findet sich links und rechts der Strecke.

Das SIM-Drama

Das SIM-Karten-Thema hat mich verhältnismäßig viel gekostet, da ich mich vorab zu wenig mit diesem nicht ganz einfachen Thema befasst hatte, aber lokale Karten für den Datenverkehr nutzen wollte. Die Probleme gingen schon in Deutschland los: Ich bekam die Vodafone-SIM im Router nicht aktiviert, der Vodafone-Shop in Bad Hersfeld konnte gar nicht helfen, letztendlich hat eine liebe Bekannte, die in der Firma arbeitet, das irgendwie gerichtet. In Frankreich hatte ich übersehen, dass es die für mich beste Karte nur in wenigen, auserwählten Shops gab und nicht, wie ich es verstanden hatte, „in jedem Hypermarché oder Tabac“. Zudem bot die Karte kein Roaming. Auch in Portugal habe ich lange gebraucht, bis ich diese Superkarte bekommen habe, die leider wiederum in Spanien nicht nutzbar war. Hier kann ich nur empfehlen: akribisch vorbereiten, die eigene Hardware -wenn vorhanden- schon zu Hause kennenlernen, ausprobieren und verstehen. Noch so ein kleiner Stolperstein: Online-Banking, zu Hause ganz normal, funktioniert unterwegs womöglich nicht oder nur nach einer speziellen Freischaltung. Schlecht, wenn man da gerade eine dringende Überweisung tätigen muss.

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Reparaturen

Wer mit einem fast 50 Jahre alten Auto fährt, muss mit Reparaturen rechnen – das ist normal. Vorab hatte ich nur eine normale Inspektion gemacht: alles einstellen, Ölwechsel. mehr nicht. Schon bald meinte ich, unübliche Geräusche zu hören. Ja, ich habe mich im Laufe der Fahrt zum Meister des Geräuschewahrnehmens und daraus die schlimmsten Probleme Ausmalens entwickelt – natürlich alles völlig überzogen.

So war das Summen in Kurven, welches mir bereits im Saarland Sorgen bereitete, schlicht auf die zwar noch relativ neuen aber offenbar schon ausgehärteten Allwetterreifen zurückzuführen. Die Radlager jedenfalls waren top in Schuss, wie Sven (von SLR) feststellte. Erst 6.000 Kilometer später wurde das Mahlen so laut, dass ich doch mal nachsehen musste. Profihaft hatte ich einen Getriebeschaden oder dergleichen projiziert, de facto war es dann doch eher das hintere Radlager. Da das Ersatzteil aus Deutschland ja einfach nicht ankommen wollte, bin ich mit dem „defekten“ Lager noch 4.000 Kilometer gefahren, jeden zweiten Tag nachfetten hat gereicht, und selbst beim Ausbau zu Hause war es nicht etwa so, dass mir die Einzelteile entgegenfielen.

Einige Kosten sind nicht richtig abgebildet, so wurde das Nachladen der Congstar-Karte per Einzugsermächtigung direkt vom Konto abgebucht. Zudem musste ich mich, da ich zwischen zwei Jobs war, selbst krankenversichern. das hat € 150 pro Monat gekostet, „nicht genutzte“ Tage wurden nicht berechnet.

Eis in der Nacht und Eis am Stiel

Frisch war sie gewesen, die Nacht. Auf den Campingtischen und auf den Bullidächern -zumindest bei denen, die ohne Standheizung schliefen- hatte sich Eis gebildet. Aber das kommt beim Goldenen Oktober ja öfter vor, ich sage nur GO 2011. Deshalb ging es heute zum Aufwärmen in den sonnigen Süden, nach la bella Italia. Das Team Dakota in seiner aufmüpfigen Art hatte sich entschlossen, die Tour andersrum zu fahren. Hintergrund war, das so der angedachte, relativ lange Ausflug am Ende der Tour liegen würde. Bei übermäßigen Erschöpfungserscheinungen könne man sich dann noch gegen den Ausflug entscheiden.

Also war unser erstes Ziel der Julierpass, und der Regen der vergangenen Nacht war hier tatsächlich als Schnee niedergegangen. Der gesamte Pass war leicht angezuckert. Über Silvaplana stiegen wir zum Segl-See ab. Das Wetter blieb uns hold, aber der Wind war knackig und recht frisch.

Über den Paso del Maloja ging es in spannenden Kehren weiter und weiter hinunter, bis uns schließlich in Chiavenna italienisches Flair und Mittelmeer-Temperaturen begrüßten. Dort haben wir ein paar Einkäufe getätigt, ein Eis gegessen und ein paar Euros aus der Wand gezogen. Dann wurden die Bullis wieder gen Norden ausgerichtet: der Splügenpass stand an. Das Wetter wurde schlechter, Erinnerungen wiederum an den GO 2011 wurden wach, als uns dort massiver Schneefall überraschte. Diesmal blieb’s bei bedrohlicher Bewölkung.

So entschieden wir uns doch für den Ausflug ins Averser Tal. Den Endpunkt der 25 km langen Strecke bildet das Dorf Juf auf 2126 m, die höchstgelegene ständig bewohnte Ansiedlung in den Alpen.

Schließlich ging es durch die Via Mala wieder zurück zur Home Base.

Am Sonnabend hieß es dann schon wieder, langsam Kurs in Richtung Heimat zu setzen.

Noch ein Mal über den Albulapass, heute leicht angezuckert…,

und über flinke Straßen zum Einstieg in das Samnaun-Tal. Dieses schweizer Hochtal war bis 1905 ausschließlich über österreichischen Boden erreichbar. Daher ist das Tal Zollausschlussgebiet – und damit Einkaufsparadies, wenn auch nicht ganz so günstig wie Livignio.

Über den bizarren Pass des Hahntennjochs (1909m)…

gelangen wir in das Lechtal, und von dort über den Gaichtpass nach Tannheim. Im dortigen Hofbräuhaus verbringen wir den letzten gemeinsamen Abend bei Hax’n & Co und den einen oder anderen Schnaps. Praktischerweise dürfen wir direkt hinter dem Gasthof auf deren Wiese parken und nächtigen – besser geht’s nicht.

Am Sonntag stand die Heimreise an, das Wetter war analog zur Stimmung bescheiden. Ich habe mich für einen großen Bogen südlich um München entschieden, in der Nähe von Cham, am Silbersee,…

habe ich mein Nachtlager aufgeschlagen. Am Folgetag ging es durch Tschechien (tanken!) zu einer Stippvisite nach Werdau und von dort nach Hause.

VANLIFE, MINIMALISMUS UND ICH

Gleich vorab: Ich bin kein Weltreisender, Globetrotter, Traveller oder wie auch immer. Aber ich habe im Sommer dran geschnuppert. Und eins der großen Themen von denen, die ihr Steinhaus aufgeben zugunsten von reisenden Reifen ist: Was nehme ich mit?

Und ich muss zugeben: nach der Rückkehr von meinem Roadtrip in meinen 173 m² Vierseitenhof frage ich mich jedes Mal, wenn ich einen Schrank aufmache: Was davon würdest du mitnehmen im VW-Bus?

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Zugegeben – und böse Zungen behaupten es schon lange: ich habe Messy-Neigungen. 20 Jahre alte T-Shirts haben noch jeden Umzug überlebt, in der Werkstatt wächst das Sammelsurium an Werkzeug, Teilen und Mittelchen Jahr um Jahr. In der Küche stapelt sich sämtliches Geschirr, was Mutter je ausgemustert hat. Ganze Kompanien könnte ich mit Frühstückstellern, Besteck und Schüsselchen ausstatten.

Auf meinem Roadtrip hatte ich natürlich extrem wenig dabei. Das lag einerseits am fehlenden Platz, aber auch an der wenig ausgefeilten Packlist. Der fehlte noch die Traveller-Erfahrung. Seit jeher bewundere ich die Bullifahrer, die in jahrelanger Erfahrung ihre Ausstattung in einem faszinierenden Maße perfektioniert haben und damit genau den idealen Punkt zwischen nicht zu viel und nicht zu wenig gefunden haben. Sicher ist: Man kann mit unheimlich wenig unheimlich weit kommen.

Die andere Frage ist: könnte ich dauerhaft auf Reisen sein? Rein technisch gesehen: ja. Würde ich Haus und Hof verkaufen, könnte ich davon sehr lange leben. Ich brauche nicht viel Geld (demnächst folgt eine Abrechnung des Roadtrips). Zudem würde man, wenn man dauerhaft unterwegs ist, nicht jeden Tag fahren wie ich es tat. Und die Fahrtkosten machen den Löwenanteil der Kosten aus. Doch ich denke, ich würde auf Dauer meine Tiere vermissen (Katzen, Enten und Hühner). Und ja, ich finde es auch schön, meine Apfel- und Kirschbäume zu pflegen und zu ernten. Andererseits habe ich die Zeit unterwegs enorm genossen. Leider schließen sich beide Sachen gegenseitig aus. Auch halbe-halbe geht nicht – wer soll sich währenddessen monatelang um Tiere und Garten kümmern?

Problem unsolved 😦

GANZ NEUE (VERKEHRS-)WEGE…

Klar, das Schiffshebewerk in Niederfinow ist mir als Ex-Pankower wohlbekannt. Wasserstraßenkreuze à la Mittellandkanal/Weser sind auch kein Novum, doch Grotten, durch die eine Straße verläuft und Schifffahrtskanäle, die durch Tunnel verlaufen, waren für mich neu.

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L’Aveyron

Doch durch die Grotte du Mas-d’Azil fließt nicht nur der Fluss, auch die Landstraße führt hindurch. Eine weitere Neuigkeit war für mich der Canal Entre Champagne et Bourgogne, der in der Nähe von Vingeanne, wo ich nächtigte, in einem Tunnel verschwindet.

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Die Park4anight-App hatte einen Stellplatz am Fluss Lot empfohlen, „Für einen Van, nicht geeignet für CamperVans“. Und genau so war es: genau ein Stellplatz direkt am Ufer des Lot. Schön, still, romantisch.

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Tags darauf ging es am Massif Central entlang, an dem Cascade de Salins vorbei nach Gelles, wo das Volcs’en Cox- Treffen stattfand. Eine bunte Mischung aus Original und Tuning, Rat-Look und edel fand sich dort vereint, es war das 10. Treffen des Clubs und entsprechend gut besucht: der Campingplatz war bis auf den letzten Platz gefüllt-bis auf den vorletzten! Den ein Platz fand sich noch für mich, sodass ich dort von Sonntag zu Montag nächtigen (und duschen!) konnte.

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Als letztes Highlight Frankreichs hatte ich Colmar auserkoren, wobei die Strecke durch die Vogesen und über den Col de la Schlucht durchaus auch charmant war.

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Das Venedig des Elsass ist auf jeden Fall einen Besuch wert, mit seine Sträßchen, Kanälen und Puppenhäusern erinnert es mich etwas an Amsterdam. Schwüle Hitze mit über 30 Grad machten die Stadttour allerdings nicht besonders erholsam.

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So bin ich am selben Nachmittag noch bis in den Breisgau gefahren und habe dort hinter einem Maisfeld einen ruhigen Platz gefunden.

WEITER GEHT’S

Es war eine Weile still – im Blog wie auch fahrtechnisch.

Das Radlager war ja nun bestellt, doch es tat sich nichts. Tag um Tag verstrich, GLS war mit dem Updaten der trackinginfo so sparsam wie Oma mit dem Heizen im Winter. Nach fünf Tagen Campingplatz war ich der Meinung, das Teil müsse langsam mal kommen und habe ausgecheckt. Leider kam weder an diesem noch am Folgetag das Teil. Auch trackingupdates gab es nicht. Am Tag 6 des Vorganges -es war Donnerstag, ein weiteres Wochenende stand drohend vor der Tür- habe ich den Mechaniker gefragt (genauer gesagt: ich habe bei google translate eingegeben und seine Frau hat übermittelt 😀 ), ob wir nicht doch die Variante des Ausmessens und aus dem Standard-Lagerkatalog-Bestellens probieren wollen. Der Mechaniker hatte das ursprünglich auch schon vorgeschlagen, aber man will ja immer alles besser machen und die definitiv richtigen Lager inklusive Simmerringe und weitere Kleinteile bestellen.

Das bedeutete, dass der Mechaniker noch am selben Abend die Lager demontieren musste, um sie rechtzeitig zu bestellen, sodass sie vor dem Wochenende da sind. So saß er dann bis nach 21 Uhr abends da um festzustellen, dass es eben keine 08/15-Lager sind. Andererseits wiesen die Lager keine sichtbaren Beschädigungen oder Schwergängigkeiten auf, und so war er der Meinung, mit neuem Fett würden die noch bis zu Hause reichen. Sein Wort in Gottes Ohr!

GLS hatte am nächsten Freitagmorgen die vielsagende Info zu bieten, dass die Sendung in „Spanien“ eingetroffen sei – na super. Zwei Tage zuvor hieß es, die Sendung sei in Barcelona!

Also bin ich in aller Frühe Richtung Heimat losgedüst. „Gezwungenermaßen“ musste ich noch einige Pässe mitnehmen, und die haben wieder Laune gemacht: den Foradada (1020 m), den Fadas (1470 m), den Espina (1407 m), den Creu de Perves (1350 m) und als Highlight den Port de la Bonaigua (2072 m), im Winter offenbar ein beliebtes Skigebiet.

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bonaigua4Die ganze Region scheint fürs Rafting bekannt zu sein, beeindruckend waren die Schluchten Congosto de Ventamillo und Congost de Collegats. Mindestens ebenso beeindruckend war, dass mir auf den schmalen Schlängelstrecken mehrfach Sattelschlepper und Hängerzüge entgegenkamen, gern auch mal in der Kurve….Es handelt sich hier um eine Querverbindung in den spanischen Pyrenäen, für die es keine vernünftig ausgebaute Alternative gibt…

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Für den Grenzübertritt hatte ich den Coll. del Portillón gewählt, eine schöne und ruhige Hinterlandstrecke, die in dem hübschen Städtchen Bagnères-de-Luchon endet. Dummerweise hatte ich nur den ersten Teil des Ortsnamens verinnerlicht, ausgeschildert war aber „Luchon“. Und ich wunderte mich, welches verflixte Kaff das sein soll…

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In „La Douce France“ wurde dann erst schön teuer getankt, und dann habe ich mal wieder die Abfahrt zum sorgsam ausgewählten Nachtplatz verpasst. So stehe ich wiederum in der Pampa, auf einer stillgelegten Außenkurve, aber leider ohne Toilette und fließend Wasser. Dafür sehr ruhig und landschaftlich schön.

Such den Bulli:

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WO BIN ICH EIGENTLICH?

ainsa5Aínsa ist ein kleines Städtchen mit gut 2000 Einwohnern in der Provinz Huesca im Aragón. Die Altstadt liegt auf einer Felsnase, die zwischen den Flüssen Cinca und Ara ins Tal hineinragt. Rückwärtig ist die Stadt durch eine Festung mit Graben gegen das Hinterland gesichert.

Die Altstadt ist von schmalen, steilen Gassen durchzogen, die Häuser sind regionaltypisch aus dunklen Quadern unterschiedlicher Größe gemauert. Die Kirche tritt überraschend beim Aufstieg durch die Stege ins Bild.

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Den Kirchturm kann man gegen eine kleine Spende besteigen. Das ist allerdings nichts für Menschen mit Platzangst 😉

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Um zwei weitere Ecken gebogen steht man auf dem Plaza Mayor, der überraschend weitläufig und beidseitig von Arkade gerahmt ist. Hier reiht sich Restaurant an Restaurant, und da die Spanier gern ihr eigenes Land bereisen, ist hier ordentlich Trubel.

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Wenn man die Mauern der Festung besteigt, hat man einen fantastischen Ausblick sowohl auf das Städtchen als auf das Umland, nach Süden hin bis  zum Mediano-Stausee, der mit seinem türkisfarbenem Wasser in der Ferne glänzt.

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Blick nach Norden

Am Flussufer und vor allem am gegenüberliegenden Ufer befindet sich das moderne Aínsa.

 

SOL Y SONORAS

Die Sache mit den Geräuschen…ist das alles Einbildung? Hausgemachte Panikmache? Motorschaden: hatte ich schon: 1988 in der Türkei. Mehr schlecht als recht repariert in (damals) Jugoslawien. Motorbrand? Ende der 90er in Berlin. Ist ja nicht so, dass das nur Hirngespinste sind.

Nachdem die lose Mutter auf der Hinfahrt die „angenehmere Variante“ war, hat es mich jetzt doch erwischt. Das dumpf brummende Geräusch stellt sich als defektes Radlager der Hinterachse heraus. Und da man ein solch exklusives Auto wie einen T2 fährt, ist das Teil über den Teilehandel nicht mehr verfügbar. (Ja, OK, weil das Lager ab 8/70 geändert wurde, die „neue“ Variante gibt es noch überall). Aber da mal überall liebe Freunde hat, in diesem Fall das „Team Dakota“, ist ein Ersatz schnell beim Spezialisten in Deutschland aufgetrieben und für den Versand nach Spanien bestellt.

Davor hatte mich Frankreich so empfangen, wie es mich verabschiedet hatte: mit sintflutartigen Regenschauern. Die erste Pyrenäenquerung war ein Vorgeschmack auf die der folgenden Tage: in Spanien eitel Sonnenschein und in Frankreich Nebel, Regen und Gewitter.

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Gartenbaukunst am Rastplatz

Die Berge haben eben auch ihren Stolz. Sie zeigen nicht beim ersten Besuch all ihre Schönheiten. Man soll ja wieder kommen. Die erste Querung -da lag der Pass (Collado de Urkiaga, 890 m) noch auf der spanischen Seite, war wettertechnisch OK. In St-Jean-Pied-de-Port waren Gott und die Welt unterwegs…Pilgerfestival oder einfach Hochsaison? Zurück über den Puerto de Inbañeta (1057 m) ging auch noch. Das nächste Tal, Valle de Roncal, war insofern beeindruckend, das man ewig auf einem flachen Talboden „in die Berge“ hineingefahren ist, bis man quasi vor einer Wand stand, dann bog die Straße auf einmal ab und kletterte am Berghang hoch. Die absolut beeindruckende Welt des Col de la Pierre St Martin (1760 m), Col de Soudet (1540 m) und der „Route des Cols“

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nach Lées-Athas blieb leider vollkommen im Nebel verborgen. Auch, wieder nach Süden gewandt, der Col du Somport (1650 m), natürlich über die Passstraße, nicht durch den Tunnel, blieb in 50 shades of grey gehüllt. Da jedes Mal das Wetter in Spanien besser wurde und die Vorhersage Richtung Osten auch besser wurde, habe ich noch einen Versuch gewagt. Und tatsächlich: Am Col de Pourtalet (1794 m) blieb die Sonne zumindest bis dort oben erhalten. Kaum überraschend, dass die Passstrecke in Frankreich zwischen dem Col d‘ Aubisque (1709 m)

aubisqueund dem Col de Soulor (1474 m) wieder voll im Nebel verschwand. Dabei ist besonders diese Strecke ein absolutes landschaftliches Highlight – soweit ich sehen konnte. Unbedingt wiederholen!

Leider musste ich noch weiter in Frankreich verbleiben, denn die nächste Verbindung gen Süden war noch nicht erreicht. So waren erst noch der Col du Tourmalet (2115 m) und der Col d’Aspin (1489 m) zu bewältigen. Statt des letztgenannten habe ich mich jedoch für die Hourquette d’Ancizan (1538 m) entschieden, eine faszinierende Route durch eine abgeschiedenen Hochgebirgswelt, in der Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde und Esel frei herumlaufen. Leider auch hier viel Nebel.

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Erwartungsgemäß hat mich der Túnel de Bielsa dann wieder ins (spanische) Schönwetter gebracht. Am Nachtplatz „Salinas de Sin“ habe ich am Abend ein beeindruckendes Ensemble von Felsblöcken vor einer Brücke abgelichtet. Kurz dahinter hatten sich Jugendliche zu einem Badenachmittag am Flüsschen niedergelassen. In der darauffolgenden Nacht ging ein kräftiges Gewitter nieder. Die Geräuschkulisse morgens im Bus ließ vermuten, dass das lieblich plätschernde Bächlein inzwischen dramatisch andere Ausmaße angenommen hat. Und so war es auch: über die Felsbrocken stürzten sich braune Wassermassen tosend hinab, die Badestelle des Vortages war überflutet.

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Um noch etwas im sonnige Süden zu bleiben bin ich nochmal gen Westen gefahren, die N 260 nach Sabiñánigo, um dann von Lanave aus im Paralleltal wieder zurück zu fahren. Diese Strecke war genial: einsam und wild, unten immer dicht am Fluss (eingefleischte Overlander wussten das und haben dort ihren Nachtplatz gesucht 😉 ). Allerdings machte das unerwünschte Geräusch immer nachdrücklicher auf sich aufmerksam, so beschloss ich, in Aínsa einen asphaltierten Platz zu suchen, wo ich dem Problem nachgehen konnte, ohne mich im Dreck zu wälzen.

Da es nun dummerweise Wochenende war, musste ich etwas mehr Zeit auf dem Campingplatz von Aínsa verbringen. Dabei merke ich „mal wieder“, dass Stillstehen auf Reisen gar nicht mein Ding ist. Ich werde dann irgendwie hibbelig und nervös. Im Moment gibt es allerdings gerade keine andere Wahl.

NOBEL GEHT DIE WELT ZUGRUNDE

Die feinen Herren (und Damen) mit den Häusern auf Rädern haben natürlich allesamt eine (mehr oder weniger) schicke Nasszelle im Camper, doch im VW-Bus ist für so etwas kein Platz. Also heißt es: Katzenwäsche am Bergbach, baden im Meer und wenn es gar nicht anders geht: auf einen Campingplatz. Außer dieses Mal. Dieser Tag toppt jeden noch so geilen Strand, jeden top-gepflegten Campingplatz: Es ging in eine original römische Therme! Heiße Quellen mit knapp 50 Grad Wassertemperatur hatten die alte Römer angebohrt (oder einfach entdeckt?) und schöne Badebecken drumherum gebaut. Nach einer kühlen Nacht betrug die Wassertemperatur im Becken perfekte 38 Grad…unglaublich herrlicher Badespaß!

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Diesen traumhaften Platz hat mir Isabelle verraten. Wir hatten uns in Messanges (Frankreich) kennengelernt und sind beide von dort geflüchtet – ob des schlechten Wetters. Isabelle, ihre Reisebegleitung Baffo und Hündin Nicol allerdings etwas langsamer als ich: Während ich schon wieder auf dem Rückweg von der Algarve war und auch Isabelles Tipp Afife schon besucht hatte, waren sie erst auf dem Weg dorthin.

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Ich hatte gehofft, es würde gegen Abend ruhiger werden an der Therme, doch im Gegenteil: Als ich schon im Bett lag (das ist meistens relativ früh), kamen immer mehr Autos mit jungen Leuten, die ausstiegen und dann irgendwo hin gingen, aber wo und wozu, erschloss sich nicht. Es war keine Musik zu hören, nicht mal eine Unterhaltung. Wenn sie losgegangen waren, war es mucksmäuschenstill. Irgendwann kamen sie zurück zu den Autos, stiegen ein und fuhren weg. Wieder Ruhe. Keine Ahnung, was das war. Am nächsten Morgen waren alle wieder weg, außer die vier Travellerbusse, die auch schon früher gekommen waren und sich in einer Gruppe zusammengestellt hatten.

Tags danach hieß es: ab Richtung Pyrenäen, denn sie sind eins der wenigen gesetzten Ziele dieser Reise. Bis Burgos war Kilometerfressen angesagt: die Landschaft ist leicht wellig, leicht trocken und die Straßen sind wie mit dem Lineal gezogen, es gibt nichts zu schurbeln. Hinter Burgos lockt die Sierra de la Demanda mit auf der Michelin-Karte grün markierten Strecken. Nachdem die von Isabelle als Nachtplatz empfohlene Eremita de Muño als Siestaplatz wegen des fehlenden Schattens nicht taugte, hatte ich zwei Stauseen in der Sierra als potentielle Zwischenstopps auserkoren. Am Embalse del Arlansón wurde ich fündig.

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Nach der Siesta ging es weiter – und wie! Parallel zur Strecke lief eine ehemalige Erzbahn, die jetzt als Radwanderweg Dienst tut. Nach der Passhöhe (1240 m) folgte der Mansilla-Stausee, dessen Wasserstand so niedrig war, dass man die alten, normalerweise überschwemmten alten Dörfer wieder sehen konnte – samt Kirche. Danach folgte das Tal des Río Najerilla, wo dieser quasi zwischen Sierra de la Demanda und Sierra de Camero Nuevo durchbricht. Es ist ein wildromantischer Zick-Zack-Kurs, dem die Straße ebenso abenteuerlich folgt. Landschaftlich wie fahrerisch ein absoluter Hochgenuss (letzteres allerdings nur, bis irgendwo die Ausbaustrecke beginnt).

Stausee

Als Tagesabschluss habe ich mir eine Mini-Querverbindung über den Peña Hincada-Pass (1412 m) rausgesucht, die im Anstieg in karges Bergland führt und Steigungen bis 14% bietet. Hier kam auch schon mal der erste Gang zum Einsatz. An einem Holzplatz fand sich ein weiterführender Waldweg, der schon wenig weiter eine geschützte Stelle für die Nacht bot.

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PORTUGAL – FINALE

Die vergangene Nacht war relativ unspektakulär an einem Stausee bei Vila Real, zwischen Autobahn, Schnellstraße und der großen Stadt. Als ich ankam, war dort recht viel Betrieb, doch abends fuhren die Portugiesen nach Hause und man war ganz alleine.

Am Folgetag stand der Norden des Landes auf dem Programm. Die Landschaft war wesentlich grüner geworden. Während im Süden die Bäume die einzigen grünen Tupfen waren, wuchs hier wieder einfach so Gras am Straßenrand. Hier war die Bergwelt auch welliger als im Süden oder in der Mitte. Ich hatte die Route durch den Nationalpark Gerês geplant, und das war goldrichtig. Hier wurde die Bergwelt überraschenderweise noch einmal richtig wild. Die kleinen Bergsträßchen waren einsam und in fast jedem Tal gab es einen Stausee.

Norden

Eigentlich wollte ich mir einen potentiellen Nachtplatz im Gerês ansehen, hatte dann aber -mal wieder- die Abfahrt verpasst, und so habe ich beschlossen, durchzufahren bis zu meinem letzten Nachtplatz in Portugal, den von Isabelle wärmstens empfohlenen Platz von Afife. Und ich muss sagen: Sie hat nicht zu viel versprochen. Man fährt vor dem offiziellen Strandparkplatz links weg und findet mehrere Gelegenheiten, direkt hinter, ja fast in den Dünen zu parken. Damit ist man wirklich in drei Schritten am Strand. Alternativ kann man noch direkt an einem Fließ stehen, dort ist auch Schatten, und zum Strand ist es auch nicht weiter. So habe ich die erste Nacht in den Dünen gestanden und somit einen wunderbaren Sonnenuntergang und Sonnenaufgang erlebt. Nach der Einkaufsfahrt am nächsten Morgen habe ich mich dann unter die Bäume gekuschelt. Ein ebenfalls wirklich traumhafter Platz.

Afife

afife

Doch wie immer zog es mich nach der zweiten Nacht vor Ort weiter. Es ging zurück nach Spanien, das Kap Finisterre stand auf dem Programm. Dort ist auch der Startpunkt des Pilgerwegs nach Santiago de Compostela, und trotz der Hitze waren zahlreiche Pilger unterwegs, teils recht unromantisch entlang der Nationalstraße. Ob der Liebe Gott das so gewollt hat?

Es war mal wieder megastürmisch -Küste halt- und man konnte tatsächlich mit dem Auto bis zum Leuchtturm fahren. Nach der üblichen Knipserei am Leuchtturm bin ich umgesiedelt auf dem Wohnmobilstellplatz, der sogar auf Google Maps ausgewiesen war – wegen der genialen Lage an den Klippen. Allerdings wurde es dort abends auch entsprechend voll. Weitere Leute kamen, um mitzuerleben, wie die Sonne im atlantischen Ozean versinkt. Bei solch gutem Wetter schon ein sehenswertes Schauspiel.

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Kap Finisterre: Start…

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…oder Ende der Pilgerung.

Währen der Platz abends recht windgeschützt war, hat der Wind später offensichtlich gedreht, denn der Camper wurde die Nacht ordentlich durchgeschüttelt. Keine gute Nachtruhe. Morgens habe ich sofort die Flucht ergriffen und auf der anderen Seite der Landzunge in Ruhe und in der Morgensonne Frühstück gemacht. Dann ging es weiter zu einem weiteren Highlight dieser Reise, doch darüber im nächsten Beitrag mehr!

schwindelfrei

Welcher der Fahrer ist wohl nicht schwindelfrei?

HÖHENRAUSCH UND FEUER!

Portugal ist berühmt, wenn nicht gar berüchtigt für seine Waldbrände. Erst kurz vor meiner Abfahrt -da war Portugal höchstens eine vage Idee- hatte ein verheerendes Feuer im Osten des Landes gewütet, bei dem auch mehrere Autofahrer vom Feuer eingeschlossen wurden und verbrannt sind.

Waldbrand

Diese Bilder kommen unweigerlich hoch, wenn man durch eine solche, gerade vom Feuer in ein apokalyptisches Szenarium gewandelte Landschaft fährt. Als Feuerwehrmann schnuppert man dann doch etwas genauer, der Sommer hat schließlich gerade erst angefangen, und es ist saisontypisch heiß und trocken…doch die Luft ist rein.

In Unhais da Serra fand ich jedoch ein sicheres Plätzchen: in der Ortsmitte wurde neben der lokalen Flußbadestelle, wie es sie in vielen Dörfern gibt, gerade letztes Jahr ein Stellplatz für Wohnmobile eröffnet, mit Toilette, Freiluftdusche und: Löschschlauch!

Unhais

Spät am Abend hing doch Brandgeruch in der Luft. Nun stand ich direkt am Wasser, alle Pflanzen hier waren sattgrün und sowieso ist man in den Dörfern immer noch am sichersten. Allerdings: um halb zwölf nachts hielt ein Feuerwehrauto an dem Badestau und füllte offensichtlich Wasser nach…dann muss doch was im Busch sein.

Zunächst hieß es am nächsten Morgen ganz entspannt aufstehen (wenn man doch so alle Annehmlichkeiten am Ort hat-sogar das Bier hatte ich über Nacht im Gebirgsbach kühlen können), Ölstand kontrolliert und dann nicht zu spät los, denn es galt, die Morgenkühle zu nutzen für den Aufstieg auf Portugals Höchstes der Bergweltgefühle. 1993 Meter misst der Torre, für den alpenerprobten Bulli ein Klacks. Schon im ersten Aufstieg traf ich die Feuerwehr wieder, und es war auch deutlich zu sehen und zu riechen: Hier hatte es vor kurzen gebrannt. Wieso, weshalb, warum? Man weiß es nicht. Eine willkürliche Fläche in the middle of nowhere. Danke Bombeiros!

Bombeiros

Es gibt so Momente, wo man sich fragt: Bin ich hier richtig? Oder noch besser: Geht es hier überhaupt weiter? Wenn etwa die relativ großzügig gebaute Asphaltstraße…

Asphalt

an einem Wasserkraftwerk in eine staubige Knüppelpiste übergeht…,

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man zudem offensichtlich in einen Talkessel hineinfährt, in dem zwar oben noch ein paar Hütten sind, doch geht es danach noch weiter?? Google hin oder her, es wäre nicht der erster Fehler. Diesmal geht es aber wie versprochen per Abkürzung zur offiziellen Auffahrt zu dem Torre.

In Portugal sind Gebirge irgendwie anders. Entweder ist die Landschaft leicht wellig oder eben bergig, dann aber auch richtig: mit steilen Hängen, tiefen Tälern und so. Aber es sind immer kleine Gebirgsketten. Bis auf den Torre. Das ist -nomen est omen- ein (Gebirgs-)Turm, der einsam in der Landschaft herumsteht. Weit höher, krasser und schöner als alles drumherum. Man schurbelt sich nach oben und schaut dann zu allen Seiten in weit tiefer liegendes Land.

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Diese Auffahrt…eine Bergwelt von unfassbarer Schönheit präsentiert sich nach jeder Kurve nochmal in neuem Gewand. Diese Landschaft kann locker mit den Highlights der Alpen mithalten, sie macht einfach sprachlos. Die Bergspitze an sich ist dann wieder ernüchternd; natürlich hat man einen Turm erbaut, der dient hauptsächlich den Sendeantennen, ansonsten enden hier die Skilifte und es ist etwas Touri-Schnick-Schnack. Also schnell wieder weiter, und auch die Nordabfahrt bietet wieder atemberaubende Szenarien…ein Mega-Tipp für jeden, der auch nur halbwegs in der Nähe ist. Ganz großes Kino!

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Zum Torre werde ich eine Sonder-Bilderseite machen, sobald irgendwo freies WLAN zur Verfügung steht.

Am Vortag hatte ich eine Wasch- und Aufladeübernachtung auf dem Campingplatz Pomainho, der von einem Holländer betrieben wird, eingeplant. Dort war ich mit Frank aus Den Bosch ins Gespräch gekommen, denn vor seinem Zelt stand ein Mercedes 280 SE 3.5, für Kenner ein W 108 mit V8-Motor in wundervollem Zustand. Natürlich habe ich ihn sofort über den Wagen und vor allem seinen nicht ganz alltägliche Urlaubsfahrt (nur zwischen Paris und Biarritz hatten sie den Autoreisezug genommen) ausgefragt. Genau wie ich hat er auch bis zum letzten Tag vor der Abreise noch am Fahrzeug geschraubt…irgendwie muss das wohl so.

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ALGARVE, TAG 2, UND ALENTEJO

Wer rastet, der rostet, und das will ich meinem lieben Bulli natürlich nicht antun. Am nächsten Morgen war es am Praia das Furnas leider stark bewölkt, also wurde es nichts mit Sonnenaufgangsromantik, und so gab es keinen Grund, nicht früh loszudüsen. Einen Zickzackkurs hatte ich mir ausgesucht, kurz ins Inland über Monchique (Jugenderinnerungen), dann wieder an die Küste und schließlich über kleine und große Straßen nach Portalegre.

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wasserstelle

Am Barragem de Póvoa gibt es ein Erholungsgebied, das für alle was zu bieten hat: von Picknickbänken über Grillstationen über Toilettenhäuschen bis hin zur (kalten) Dusche: es ist alles da. Und Campingfahrzeuge sind nicht verboten, wie sonst im Süden meist. Nach dem Gewaltritt (mit kurzen Zwischenstopps war ich um 22 Uhr dort) habe ich nur schnell noch ein überfälliges Update hochgeladen und dann ab in die Horizontale!

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Schließlich hatte ich beschlossen, einen ganzen Tag hier zu verbringen, es ist hier einfach sehr entspannt und es ist (fast) alles da. Es ist Sonntag, und die portugiesischen Familien kommen für ihren Tagesausflug. Doch am Abend sind wieder alle weg, sogar die große Gruppe junger Leute mit ihrem Barbecue hatte schon beizeiten zusammengepackt. Und so verbleibt etwas Weißware und das Plätschern der kleinen Seewellen.

Povoa

Das einzige, was auf diesem Platz fehlt, ist der Strom, und das wird langsam zu einem Problem. Dazu kommt, dass auch die Klamotten so langsam zur Neige gehen: ein Campingplatz ist gefragt. Die App Park4night nennt eine Platz, an dem ich schon vorbeigefahren sein müsste, nahe Portalegre, betrieben von einem Holländer. Ich bin gespannt!

Tags darauf noch schnell in Castelo Vide die Vorräte ergänzt, und schnell war ich auf dem Camping Pomarinho. Der Betreiber ist selbst ein weitgereister Mann. Mit einem 911er Kurzhauber war er bereits in Asien unterwegs. Jetzt betreibt er mit seiner Familie diesen hübschen kleinen, sauberen Platz – und gab mir Gelegenheit, Wäsche zu waschen und mal richtig Strom zu tanken.

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In Castelo Vide einmal „falsch“ abgebogen, und schon steht man da:

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ALGARVE – TAG 1

WEITER GEHT ES NICHT…

…zumindest nicht viel weiter. Ganz im Südwesten Europas bin ich angelangt. Wir schreiben jetzt auch eine Stunde früher.

Auf dem spanischen Hochland war es dann doch arg warm (irgendwas ist immer, oder?). Also ab an die Küste, diesmal war ihr kühler Wind erwünscht. Und ja: er ist wunderbar 🙂 Der Landstraßen-Grenzübergang, den ich gewählt hatte (Rosal de la Frontera) war für beide Seiten quasi das Ende der Welt, selbst in EU-Zeiten. Zwar waren die Fenster der Zollhäuschen auch hier zugemauert, aber das ganze Flair der Gegend war eben wie am A*** der Welt. So kam ich aber schön durch ein Hintertürchen nach Portugal und konnte gleich die kleinen Hinterland-Sträßchen kennen lernen. Die sind zwar in mäßiger Verfassung, aber landschaftlich und fahrerisch sehr reizvoll. Insbesondere die N2 zwischen Almodôvar und Barranco Velhoi ist ein Motorradfahrer-Paradies: Kurven bis der Arzt kommt! Achtung LKW-Traveller: Auf der Strecke ist eine Brückenbaustelle, die nur bis 3,5 t freigegeben ist. Sieht so aus, als ob  das noch eine Weile dauert.

Hinterland

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Etappenziel war ein Übernachtungs-Tipp von http://www.camper-news.com in Armação de Pêra: Parkplatz direkt am, oder genauer über dem Strand auf den Felsen. Hat was, wenn man dort auch direkt vor den Hotelburgen steht…Man hätte sogar ganz oben auf den Felsen stehen können, aber ich bevorzugte doch einen geschützteren Platz, fünf Schritte von der genialen Aussicht oben. Und wenn man die Betonklötzer im Rücken einfach ignoriert, ist’s schon OK.

Felsen

Fotoshooting direkt hinter dem Bulli:

Fotoshooting

Im Gegensatz zu meinen Erwartungen war die Nacht erstaunlich ruhig, kein Lärm kam aus den Betonkolossen, nur Möwenschreie am Morgen. Beim Frühstücksspaziergang zeigte sich die ganze Schönheit der Klippen: die blühenden Agaven, die Möwen, die auf den obersten Spitzen saßen, aber auch die edlen Villen mit gepflegten Gärten, die in erster Reihe standen. Und unten die Sandbuchten.

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Trotzdem hielt es mich nicht länger als eine Nacht hier, denn ein mindestens genauso schöner, aber ruhigerer Platz war ausgerufen: Barão de São João.

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Hier war ein Picknick-/Grillplatz im Pinienwald gebaut worden, komplett mit Kinderspielplatz, Wasserzapfstelle und Toilettenhäuschen. Besser geht’s ja wohl nicht 🙂 Hier traf ich dann auch einige Langzeitreisende, wie Miriam, die mit ihrem T3 eigentlich hauptsächlich in den Ostblock wollte, jetzt aber durchaus auch gern mal in den Südwesten fährt. Leider ist sie wenige Stunden nach meiner Ankunft weitergereist. Gute Fahrt! Am Abend war hier Kinderfest: alle Reisenden aus der Umgebung oder die, die sich bereits hier niedergelassen haben, kamen, um einen schönen Tag zu verbringen, und die Kinder hatten mal so richtig viel Spielkumpanen.

Doch sonst war dort nicht viel los, und so zog es mich weiter, zu einem weiteren Highlight. Aber zuerst galt es, dem „ehemals“ westlichsten Punkt Europas einen Besuch abzustatten. Zu Kolumbus‘ Zeiten war hier tatsächlich die Welt zu Ende. Kaum vorzustellen, wie viel Mut damals dazu gehörte, sich auf die Reise gen Westen, in das Unbekannte, zu begeben. Man hatte schließlich keine Ahnung, was da war, ob da was war, wie weit es war. Wie viel Proviant würde man brauchen? Was kommt nach dem Wasser? Die, die gar keine Ahnung hatten, lieferten natürlich die besten Antworten (das ist heute immer noch so 😉 ).

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Nach dem Kap São Vicente, wo nicht sonderlich viel zu sehen war außer einem kleinen Leuchtturm auf beeindruckenden Felsen, habe ich mir noch die Festung von Sagres angesehen. Die machte schon mehr her. Auf jeden Fall aber die Angler, die auf der letzten Felsenklippe saßen mit ihrer Rute. Ich würde tausend Tode sterben…

Angler

Für die Nacht stand ein besonders schöner Strand an: der Praia das Furnas. Man kann mit dem Auto direkt bis an den Rand der Bucht fahren, der Strand ist sehr ruhig, mit feinstem Sand und klarem Wasser, nur ein paar Einheimische und ganz wenige Insider sind dort zu finden (aber mehr Parkplätze wären auch nicht da). Bei Ebbe erschließen sich weitere, kleine Sandbuchten. Einfach toll. Ich suche mir eine windgeschützte Ecke für die Nacht, denn ab morgen geht’s gen Norden – wohin sonst?

Furnas

GERÄUSCHE – DIE ZWEITE

Eigentlich wollte ich keinen Blog mit Serien über schlechtes Wetter und seltsame Geräusche schreiben, daher erst mal was Positives: der Morgen begann sonnig! Es war auch kein böser Förster vorbeigekommen, obwohl abends noch einige Autos den vermeintlich so ruhigen Waldweg langgefahren sind. Also Frühstück und wohlgemut gen Süden.

Doch was war das? Kaum auf der Hauptstraße, macht sich ein Tickern laut und deutlich bemerkbar. Nun bin ich ja meisterhaft kreativ im Ausmalen von Horrorszenarien. Da das Geräusch von der rechten Motorhälfte kam und der Klang recht hell war, könnten es die Pleuellager, ein abgerissenes Ventil oder vielleicht eine gebrochene Ventilfeder sein. Dachte ich mir so. Oder das Ventilspiel hat sich einfach verstellt. Also habe ich auf einer großzügig asphaltierten Grundstückseinfahrt gehalten und das Ventilspiel überprüft. Leider kein Befund. Dann bin ich erst mal weiter gefahren, wenigsten au diesem Nirvana heraus in den nächsten, größeren Ort. Dort am Bahnhof gab es einen sehr schönen, ruhigen und sauberen Parkplatz. Krisensitzung. Befreundete Bullifahrer angeschrieben. Der Schraubergott war nicht erreichbar – auf Rallye unterwegs. Von einem Bullikollegen kam der Tipp: überprüfe doch mal den Stand der Ventile (Danke Thomas!). Als ich den Ventildeckel abnahm, fiel mir eine Mutter entgegen! Die kam von der Kipphebelwelle. Warum die sich gelöst hat, das weiß nur der liebe Gott, aber sie hat die Geräusche verursacht. Kleine Ursache, große Wirkung: das Tickern war weg.

Jetzt konnte ich mich wieder wohlgemut den schönen Dingen des Lebens widmen, wie der Fahrt über den Urbasa-Paß, wo freilaufende Pferde und Kühe entlang der Straße standen. Überhaupt war da oben eine tolle Landschaft.

Urbas

weitsichten

Generell war es recht frisch unterwegs, was allerdings auch nicht verwunderlich war, da man sich fast generell auf 1000 m Höhe befand. Kurz vor Soria habe ich dann einen Feldweg gefunden. In einer Senke stand ich ungestört mitten zwischen den Feldern, deren Böden übrigens so karg und steinig sind, dass man sich wundert, dass dort überhaupt noch etwas wächst…eine wunderbar ruhige Nacht 🙂